RegioPanorama

outdoorwelten
Aufrufe
vor 2 Jahren

Westerwald – Wandermagazin 211

  • Text
  • Bild
  • Wandermagazin
  • Sommer
  • Schatztruhe
  • Regiopanorama
  • Hachenburg
  • Hachenburger
  • Natur
  • Entlang
  • Westerwald
Schatztruhe Westerwald – Willkommen bei den Basaltköppen. Der Natur, den Höhen und Traditionen des Westerwalds ist Autor Merlin Kiesel nachgegangen und fand dabei jede Menge Wanderbares.

REGIOPANORAMA I

REGIOPANORAMA I SCHATZTRUHE WESTERWALD WILLKOMMEN BEI DEN BASALTKÖPPEN DER WESTERWALD GEHÖRT ZUM RHEINISCHEN SCHIEFERGEBIRGE, BEGRENZT DURCH DEN RHEIN IM WESTEN, DIE SIEG IM NORDEN, DIE DILL IM OSTEN UND DIE LAHN IM SÜDEN. In dieser geografischen Rahmung finden Wanderer ein sanftes Mittelgebirge mit weiten Ausblicken, faszinierenden Kulturlandschaften und unberührter Natur, das sich nicht besser erkunden lässt als zu Fuß. Verbunden werden die Natur- und Kulturhighlights des Westerwalds durch ein gut ausgebautes Wegenetz. Allen voran steht der WesterwaldSteig. Der 235 km lange Weitwanderweg, einer der Top Trails of Germany, führt auf 16 Etappen von Ost nach West über die Wäller Höhen. Vom Startpunkt in Herborn im hessischen Westerwald schlängelt sich der Weg durch die wundervolle Landschaft nach Bad Hönningen am Rhein. Unterwegs geht es entlang der grünen Hügel und sprudelnden Bäche zu beeindruckenden Klöstern und faszinierenden Fachwerkstädtchen. Wem ein Drittel der deutschen Ost-West-Achse ambitioniert erscheint, kann einzelne Etappen als WesterwaldSteig-Erlebnisschleifen gehen. Diese verlaufen als 10 bis 18 km lange Rundwege immer ein Stück auf einer Etappe des WesterwaldSteigs und dann über alternative Routen wieder zum Startpunkt zurück. Die zehn Wäller Touren bieten weitere Einblicke in die Welt des Westerwalds. Die zertifizierten Rundwege führen auf 9 bis 21 km manchmal gemütlich, manchmal abenteuerlich zu besonderen Ausblicken, verwunschenen Tälern und historischen Festungen. Wer es kürzer mag oder mit ungeduldigen Familienmitgliedern unterwegs ist, begibt sich auf die Kleinen Wäller. Die 2,5 bis 8 km kurzen Spazierwanderwege bringen z. B. kulturgeschichtliche, geologische oder ökologische Themen näher. Für zusätzliche Motivation auf den Wegen des Westerwalds sorgt die digitale Wandernadel. Alle Wege sind in der App SummitLynx zu finden. Mit ihr können Wandernde absolvierte Routen in ihrem persönlichen Tourenbuch festhalten und Abzeichen für ihre digitalen „Stempel“ erhalten oder mit der ganzen Welt teilen, welche Wäller Höhen sie gerade erklommen haben. TIPP: Eine Wanderung im Westerwald ist leicht zu planen. Neben der kostenlosen Übersichtskarte zu Rad- und Wanderwegen, gibt es auch ausführliche Broschüren zum WesterwaldSteig und zu den Wäller Touren. Die Wanderkarte aus dem Kompass Verlag bietet eine detaillierte Ansicht des Geländes und erlaubt es, auch mal den ein oder anderen Pfad individuell zu gestalten. Wer sich lieber digital orientiert, findet alle Wege im Tourenplaner Rheinland-Pfalz mit Track- Dateien zum Herunterladen auf mobile Endgeräte. www.tourenplaner-rheinland-pfalz.de 8 WANDERMAGAZIN Sommer 2021 8 Die Altstadt von Hachenburg © Alle Bilder: Dominik Ketz

WÄLLER NATUR WÄLLER HÖHEN WÄLLER GESCHICHTEN Westerwälder Seenplatte Bertenauer Kopf Traditionelles Töpferhandwerk Basalt und Ton prägen die Wäller Natur und Ökologie. An den Hängen aus Vulkangestein haben sich weitläufige Laub-, Nadel- und Mischwälder gebildet. Allen voran sind es Buchen, die besonders gut auf dem Vulkangestein wachsen. Die Wälder sind Heimat vieler Vögel, Insekten und Säugetiere. Unter anderem wohnt hier auch die sehr scheue Europäische Wildkatze. Währenddessen sind an den vielen Flüssen und an den Seen der Westerwälder Seenplatte komplexe Biotope zu finden. Zugvögel rasten hier neben den heimischen Wasservögeln und die Ufer bieten seltenen Pflanzen eine feuchte Heimat. An den in ehemaligen Tongruben entstandenen Tümpeln fühlen sich Libellen, Frösche und Molche wohl, während die steilen Basaltklippen der einstigen Steinbrüche Nistplätze für Wildbienen sind und Echsen dazu einladen, hier die Sonne zu genießen. Derweil sind einige Schächte, die Bergleute auf der Suche nach Erz einst in die Wäller Höhen schlugen, mittlerweile Quartiere für Fledermauskolonien. Die Hügel des Westerwalds sind das Ergebnis geologischer Prozesse, die sich hier vor Jahrmillionen abspielten. Als Mitteleuropa noch von einem Urmeer bedeckt war, lagerten sich an dessen Boden Sedimente ab. Unterseevulkane spien erzhaltigen Schlamm auf den Meeresgrund, der später den Bergbau im Westerwald motivieren sollte. Dann kollidierten genau hier zwei der Urkontinente, die Ablagerungen schoben sich gegeneinander, verhärteten und wurden zu Schieferschichten. Der Westerwald wurde zum Gebirge und seit diesem Zeitpunkt nicht mehr vom Meer eingeholt. Die Schollenbildung der Landmassen drückte und zerrte in den folgenden Jahrmillionen immer wieder am Gestein. Aus den so entstandenen Rissen trat Magma aus, wurde kalt und hart und bildete die so prägnanten Basaltstrukturen. Die Grundsilhouette der Wäller Höhen war geschaffen. Für den Feinschliff sorgten über die Jahrtausende Witterung, die Verläufe der Bäche und Flüsse und zuletzt immer wieder der Mensch, bis die Landschaft ihren heutigen Charakter erreichte. Die Wäller Basaltköppe, wie sich die Westerwälder ein wenig ironisch selbst nennen, können auf eine bewegte Geschichte zurückblicken. Lange bevor die ersten Römer ihre Sandalen auf den Boden des Westerwalds setzten, gab es hier Siedlungen, in denen Töpferei und Bergbau belegt sind. Damals, vermutlich nur für den Eigenbedarf betrieben, entwickelten sich hieraus zwei der wichtigsten regionalen Wirtschaftszweige und Traditionen. Als das römische Reich sich dann bis in die Wäller Höhen erstreckte, beschloss das Imperium, seine Position durch den Bau einer Grenzmauer mit Verteidigungsanlagen gegen germanische Stämme zu stärken den Limes. Noch heute lassen sich Spuren der Befestigung in Gräben, rekonstruierten Palisaden und Türmen nachvollziehen. Im Mittelalter entstanden im Westerwald kleine Fürstentümer und Grafschaften, von denen noch Schlösser, Burgen und Ruinen zeugen. Mit der Christianisierung entstanden auch Klöster, Kirchen und Wallfahrtsorte, um die sich Sagen und Legenden ranken. (mk) Kloster Marienstatt www.wandermagazin.de 9

Erfolgreich kopiert!