Der Osten und die Mitte Auftakt zur nonstop- Runst mit Aussicht auf die Wartburg © Joachim Stark Unvergesslicher Sonnenuntergang am Milseburgweg in der Rhön dene Gäste einer Dekanweihe im Fuldaer Dom. Wir versprachen, den Weg dorthin wandernd und an einem Stück zurückzulegen. Dabei hat sich ein traumhafter Sonnenuntergang über dem Land der offenen Fernen in meine Erinnerung eingebrannt: Abgesehen vom Singen eines Vogels herrschte Stille, unhörbar wehte ein lauer Wind über das langsam dunkler werdende Grün der Wiesen und Wälder – Natur ist Frieden. Wald – heißt es nicht, dass Deutsche zu „ihrem“ Wald eine besondere Beziehung haben? Ursprünglich ein Ort des Unbekannten, der Dunkelheit und Gefahr, wurde der Wald zu einer Sehnsuchtslandschaft. In Märchen und Sagen erscheint der Wald als eine Welt, die beides in sich vereint. Aber ist das nicht zwangsläufig so? Zumindest dann, wenn man tags durch Wald wandert – und nachts nicht damit aufhört. Ich erinnere mich an erste nächtliche Ausflüge als Kind, wie ich das Gefühl hatte, vor Anspannung nicht mehr atmen zu können, weil sich hinter jedem Baum unheimliche Wesen verstecken konnten. Donnerwetter bei der nonstop-Runst Ich blinzle durch das Fenster zum sonnenbeschienenen Stadtpark und muss schmunzeln, da mich meine Gedanken auf einen nächsten Erinnerungstrip entführen. Vor einigen Jahren machte ich mich auf zu einer Runst, also einer Rennsteig-Wanderung durch den Thüringer Wald von Hörschel bei Eisenach nach Blankenstein. Wieder einmal hatte ich mir vorgenommen, die rund 170 km in einem Rutsch zu wandern, sozusagen eine nonstop-Runst zu versuchen. An diesem Tag war es bereits am Vormittag heiß und im Laufe des Tages wurde es zunehmend drückend. Gegen Einbruch der Dunkelheit türmten sich dicke grau-schwarze Wolken übereinander und ein dumpfes Grollen mischte sich in die Schwüle der Nacht. Ich zog das Tempo weiter an und versuchte, mich im wackligen Lichtstrahl 30 www.wandermagazin.de
der Stirnlampe auf den Pfad zu konzentrieren. Dann ein mächtiger Schlag, der sogleich folgende Blitz ließ die Bäume um mich herum für eine Millisekunde wie riesige, hell aufblitzende Gestalten erscheinen. Bevor meine Fantasie jedoch vollkommen mit mir durchzugehen drohte, öffnete der Himmel seine Schleusen und durchnässt fand ich mich in einer Scheune am Rande eines kleinen Dorfes wieder. Da hockte ich auf einem Baumstamm, lauschte den Tropfen und genoss den Geruch eines Sommerregens. Da war ein Gefühl von Geborgenheit. Temperatursturz am Fichtelberg Mit der inzwischen erkalteten Kaffeetasse in der Hand wandere ich weiter. Unterwegs auf dem Kammweg schreite ich über die Höhen des Erzgebirges. An einem Morgen im Juli folgte ich der Markierung hinauf auf den Fichtelberg, Sachsens höchstem Berg. Viel zu sehen gab es nicht, denn der Berggipfel war eingehüllt in dicke, alles verschluckende Wolken. Der Wind pfiff mir um die Ohren und bei einstelligen Temperaturen hätte mich Schnee auch nicht mehr überrascht. Dafür war es im Fichtelberghaus urgemütlich. Ziemlich genau ein Jahr später stieg ich abermals auf den Fichtelberg und war erneut froh, dass das Fichtelberghaus geöffnet hatte: Bei fast 30°C war dieses Mal eine erfrischende Belohnung überfällig. Wie ungleich das Wetter ein und dieselbe Landschaft doch darstellen kann, wie deren verschiedenartige Charaktere durch Wetter zum Ausdruck gebracht werden. Mal mystisch und rau, dann wieder leicht und sonnig. Den Harzer Hexenstieg wanderte ich mal im sprichwörtlich goldenen Herbst und mal ganz bewusst Ende November. Dieselbe Region, derselbe Weg – aber grundverschiedene Charaktere. Gerade auch das ist es, was mich immer wieder fasziniert, mich berührt, mich nachdenklich macht und mir Lust macht, vermeintlich bekannte Wege neu zu entdecken. Ziehen sich also mal graue Wolken über mir zusammen, stelle ich mich unter – aber nur, um meinen Weg gestärkt fortzusetzen. Ich stelle die Tasse beiseite, mache den PC aus und folge dem Ruf meiner Stadtparkbäume. Und ich freue mich auf die bevorstehende Wanderung, denn es geht ja weiter – auf dem Kammweg im Vogtland. Zwar mit einer Maske im Gepäck, die ist aber nur für das Gesicht, ganz sicher nicht für meine Wanderlebensfreude! Ich freue mich schon riesig darauf, … wenn ich meiner Tochter den faszinierenden Spreewald (natürlich mit Gurkenverkostung) zeigen kann. Und nicht nur hiermit überrascht Brandenburg, auch mit der Märkischen Schweiz – noch immer ein echter Geheimtipp. Immer wieder ein Erlebnis … ist der Blick vom Kyffhäuserdenkmal im Norden Thüringens. Die im Mai blühenden Rapsfelder sehen aus, als hätte jemand gelbe Farbe in die Weite der Landschaft gekleckst. Wussten Sie, … dass die historische Handelsroute Via Regia heute als Ökumenischer Pilgerweg markiert ist? Auf rund 450 km Länge geht es von Görlitz an der deutschpolnischen Grenze nach Vacha an der thüringisch-hessischen Grenze. Das Thüringer Meer … ist eine einzigartige Stauseeregion, zu der mit Bleiloch- und Hohewartestausee zwei der größten Stauseen Europas gehören. Eine traumhafte Landschaft, perfekt für das Wandern. Und Abkühlung ist nie weit entfernt! Entdecken Sie das Vogtland … nicht nur auf dem Kammweg, zahlreiche Halbtages- und Tageswanderungen wollen auch erkundet werden. Wandern am Fluss entlang, … von der Quelle bis zur Mündung, ist immer ein großartiges und lebendiges Erlebnis. Kennen Sie die Zschopau? Eigentlich egal, ob ja oder nein – auf ins sächsische Zschopautal zu einer Zeitenreise. #wandervorfreude 31
Phänomenal: Blick vom Ebensteinfel
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