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Wanderregion Edersee – Wandermagazin 217

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Autor Merlin Kiesel war unterwegs rund um den gewaltigen Stausee im Naturpark Kellerwald-Edersee. Mitgebracht hat er Tourentipps für die ganze Familie und faszinierende Eindrücke von „Atlantis mitten in Hessen“.

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REGIOPANORAMA WANDERREGION SCHWÄBISCHE EDERSEE ALB MITTEN IM LEBEN Dass eine Region mit einem so großen Freizeitangebot auch für Familien besonders interessant ist, liegt auf der Hand. Die regionalen Wanderangebote eignen sich wunderbar, um auch die jüngsten Wanderfans mitzunehmen oder solche, die es werden wollen. oben: Ansbach-Triesdorfer Rind in der Arche-Region unten: Die Geschichte des Waldes in der Kellerwald-Uhr Mit entsprechend kindlicher Freude starte ich meine Tour auf dem Arche-Erlebnispfad Weidengrund. Die gesamte Region um Frankenau ist eine „Arche“, denn hier werden alte Haustierrassen gehalten, darunter das Deutsche Langschan (Hühnerrasse), das Rote Höhenvieh oder die Thüringer Waldziege. Ziel ist es, den Bestand selten gewordener Züchtungen zu schützen. Startpunkt für die 4 km lange Runde ist die Kulturarche direkt neben der Kellerwald-Halle. In dem Ausstellungsraum, der täglich und kostenfrei zugänglich ist, gibt es eine interaktive Einführung in die Landwirtschaft der Region. Spielerisch wird mir die Entwicklung der Agrartechnik beigebracht und ich darf erraten, welche Tiere welches Lebensmittel produzieren. GESCHÜTZTE LANDWIRTSCHAFT ... Ich folge dem Erlebnispfad über die Straße auf einem Feldweg den Hang hinab. Schon bald finde ich das erste Schild, das mich auf schottische Soay-Schafe aufmerksam macht. Heute aber scheint die Herde eine andere Wiese zu „mähen“. Am Rand des Weges tragen Obstbäume reife Äpfel und Pflaumen. Dann steigt der Erlebnispfad entlang einer Kuhwiese ein wenig an, bis ich ein gelbes Schild mit einer Eule erreiche. Hier betrete ich den Nationalpark. … UND GESCHÜTZTER WALD Der Schatten am Waldrand spendet ein wenig Abkühlung vor der Herbstsonne. Hinter der Baumlinie grasen zwei Kaltblüter. Massive Pferde, die einst zuverlässige Arbeitstiere waren. Dann tönt eine Stimme aus dem Wald: „Willkommen im Nationalpark Kellerwald-Edersee!“ Ich folge der Stimme und stehe vor einer Holzsäule. Eine Gruppe von Radfahrenden hat gerade durch Kurbeln eine Hörstation angeschaltet, die hier den Startpunkt des Quernstwegs (s. S. 53) markiert. Ich bleibe auf dem Arche-Erlebnispfad. Aber zunächst besuche ich die Kellerwald-Uhr. In dem flachen Holzgebäude informiert eine Dauerausstellung über die Beziehung zwischen Mensch und Wald im Wandel der Zeit: Wann wurde wie geforstet und gejagt? Welche Tiere und Pflanzen sind vielleicht für immer verschwunden, welche mit dem Nationalpark zurückgekehrt? Die „Uhr“ zeigt also 14 WANDERMAGAZIN Winter 2022/2023

Fledermäuse hausen gerne in leeren Spechthöhlen nicht Minuten und Stunden auf, sondern mehr Jahrhunderte und Jahrzehnte. Außerdem werden hier Schulklassen willkommen geheißen und es gibt einen Veranstaltungskalender mit Vorträgen, geführten Wanderungen und vielem mehr. Nach einer Pause auf den Stufen vor der „Uhr“ verlasse ich den Wald und wandere vorbei an Pferdehöfen auf Asphalt, bis der Weg nach rechts abbiegt und wieder bergan geht. Hier grüßt mich laut muhend eine Kuhherde, bevor mich einige andere tierische Einheimische anmeckern Ziegen! Die große Arche schon im Blick, erreiche ich eine ungefähr 1,5 m lange Miniatur des bootsförmigen Gebäudes, die als Insektenhotel fungiert. FLATTERNDE NATURFÜHRER Als ich auf der Wanderkarte bei Asel (das übrigens auch umgesiedelt wurde, s. S. 49) mein Lieblingstier entdecke, kann ich nicht anders als meinem inneren Kind nachzugeben. Ja, auch mit 32 Jahren habe ich ein Lieblingstier die Fledermaus, dieses faszinierende Flattertier. Entsprechend schlage ich den Fledermaus Lehrpfad ein. Wer dabei ein ermüdendes Referat über die nächtlichen Sonarwunder erwartet, hat weit gefehlt, denn die 2 km lange Rundwanderung lädt zum Mitmachen ein. Am Baumtelefon höre ich die klangtragende Eigenschaft des Holzes, an einer alten Spechthöhle sehe ich, wie Fledermäuse als Nachmieterinnen hausen. Ich lerne etwas über den Wert von Totholz und versuche (verzweifelt), ein erkennbares Stück Musik aus dem Waldklavier zu bekommen. Und ich werfe einen Blick durch die „Aseler Guckdinger“. Das sind hölzerne Fernrohre, die z. B. auf besondere Nistplätze oder Baumwüchse zeigen, an denen man sonst einfach vorbeilaufen würde. Am Ende des Fledermaus Lehrpfades erreiche ich den Fledermausturm. Nach Anmeldung kann man im alten Trafohaus am Ortseingang zahlreiche Exponate besichtigen und schlafende Fledermäuse im Dachstuhl per Liveübertragung beobachten. Waschbären am Edersee Für Familien fast unabdingbar ist eine Wanderung auf Eddis Edersee Erlebnistour. Die Runde im Zeichen des drolligen Waschbären Eddi wartet mit 13 Erlebnisstationen und verbindet den Wildtierpark mit einem Besuch im Baumkronenweg, der mit herrlichem Ausblick punktet. Aber wieso eigentlich ein Waschbär als Maskottchen? Neben ästhetischen Argumenten, die für die putzigen Marderverwandten sprechen, verbindet den Edersee auch eine fast 90-jährige Geschichte mit den maskierten Tieren. Denn Mitte der 1930er Jahre setzte ein Forstmeister zwei Waschbärenpaare am Edersee aus, damit diese sich vermehren und für ihren Pelz gejagt werden konnten. Doch die Rechnung wurde ohne die findigen Räuber mit dem gestreiften Schwanz gemacht, die sich unerwartet schnell in der Region verbreiteten. Heute sind viele der deutschen Waschbären Nachkommen der Paare vom Edersee. Auch Eddi. www.eddis-edersee-erlebnistour.de Ein Verwandter von Eddi © Heinrich Kowalski www.wandermagazin.de 15