REGIOPANORAMA WANDERREGION SCHWÄBISCHE EDERSEE ALB oben: Abenteuer zu Fuß © Markus Balkow unten: Umgestürzte Bäume unterhalb des Bilstein andere frisch gefallen. Auch ein Zeichen dafür, dass ich mich im Nationalpark befinde. Hier werden Forstarbeiten auf ein Minimum beschränkt und der Wald wird sich selbst überlassen. Durch einen Abschnitt voller Jungbuchen führt der Weg wieder zum Waldrand. Auf den Wiesen stehen die Skulpturen des Warzenbeißer Kunstwegs, den man nahtlos mit der Daudenbergroute verknüpfen kann. Dazu folgt man einfach dem Symbol mit der namensgebenden Heuschreckenart. DIE WILDE WILDE Um den Bilstein westlich von Bad Wildungen führen drei Rundwege mit dem Beinamen „Vulkanische Felskulissen im Tal der Wilde“ in seltene Naturräume. In den Wäldern und Wiesen um die Höhe aus Vulkanstein Trekkingplätze Seit 2022 hält Abenteuer auch beim Übernachten am Edersee Einzug. Entlang des Lichtenfelser Panoramawegs gibt es im Naturpark drei Trekkingplätze. Neben Platz für bis zu drei Zelte finden Trekkingfans hier Sitzgelegenheiten, Komposttoiletten und Steinplatten, um Gasoder Spirituskocher aufzustellen. Buchbar sind die Plätze zwischen Mai und Oktober ab 15 €/Nacht. www.naturpark-kellerwald-edersee.de/de/ trekkingplaetze mit ihren schroffen Klippen fand man seltene Pflanzen und Insekten. Als ich den Weg erreiche, macht die Wilde ihrem Namen alle Ehre. Der Fluss, dem Bad Wildungen seinen Namen verdankt, spült heute weiß schäumend und laut tosend durchs Tal. Vom Wanderparkplatz an der Bilsteinquelle unterhalb des Bilstein folge ich Rundweg 1 zum nördlichen Ufer des Flusses. Mit enthusiastischem Lärm rauscht das Gewässer um Totholz. Ich folge der Wilde weg von der Landstraße am anderen Ufer tiefer in den Wald. Zur Linken das krachende Wasser, zur Rechten die steilen Klippen des Bilsteins, die aus dem Wald herausragen. Bald trennt sich der Pfad vom Fluss. VULKANISCHE KLIPPEN Durch das Schmale Taubental geht es bergauf, bis im Westen der Ort Kleinern zu erkennen ist. Vorbei an einer Schutzhütte wandere ich am Nordhang des Wolfsschur entlang. Ein kleiner Pfad führt zur Kuppe auf 490 m Höhe. Das Highlight der Strecke ist aber ein Stück weiter am Bilstein erreicht. Die Klippe mit vulkanischem Ursprung bietet freie Sicht auf Bad Wildungen und das Tal der Wilde. Nach einem steilen Abstieg erreiche ich wieder den Wanderparkplatz und kann mich an der Bilsteinquelle erfrischen. 12 WANDERMAGAZIN Winter 2022/2023
oben: Die Ruine von Burg Bring auf einer Insel im Edersee … © Heinrich Kowalski rundes Bild: ... , die zu einem Hügel wird, wenn der See trocken gefallen ist. Erlebnis- Tipp: Trocken gefallener Edersee Atlantis mitten in Hessen Das Pergament der alten Karte knistert, als ich sie entrolle. Der warme Wind des Mittelmeers trägt die Schreie der Möwen zu mir. Vorsichtig streiche ich über die raue Oberfläche. Staub wirbelt hoch und enthüllt einen Namen, der Zauber verspricht: Atlantis. Stopp. Meine Karte ist nicht aus Pergament. Ich schaue auf die Karten-App meines Smartphones. Auch stehe ich nicht am Mittelmeer, sondern in Nordhessen mitten in Deutschland. Es nieselt und das Quaken von Enten schallt von den Hängen zurück. Der blaue Punkt, der zeigt, wo ich mich befinde, zuckt am Ufer des Edersees. Doch vor mir sind nicht fast 200.000.000.000 Liter Wasser. Stattdessen schaue ich in ein grünes Tal. Trotz allem habe ich es gefunden: Atlantis. Es fühlt sich wie eine andere Welt an, als ich über die Schwelle in den See steige. Wo sonst ein Freizeitboot hält, führt mich der Schotter vorbei an normalerweise schwimmenden Stegen, die erschöpft am Hang liegen. Mittlerweile ist der blaue Punkt meiner Karten-App mitten im See. Ich hingegen stehe in einem Meer aus grünen Anemonen. Dass der Edersee Wasser verliert, ist gar kein so ungewöhnliches Phänomen. Das Wasser des Stausees wird unter anderem genutzt, um die Weser schiffbar zu halten. Der Pegel des Flusses würde sonst im Verlaufe des Sommers immer weiter schrumpfen und wäre für die Binnenschifffahrt nicht mehr nutzbar. Wenn das Wasser verschwunden ist, darf man als Besucher der Region in die faszinierende Welt von Edersee-Atlantis eintauchen – ganz ohne Schnorchel. Im Becken des Sees strömt schmal die Eder, während man an den Hängen klar die Ufer erkennen kann. Sonst wären jetzt Tonnen von Wasser über dem eigenen Kopf. Auch finden sich hier die Ruinen der drei Dörfer, die dem Projekt Stausee Anfang des 20. Jh. weichen mussten. Die Bevölkerungen von Asel, Berich und Bringhausen packten ihr Hab und Gut – inklusive der Steine ihrer Häuser – und mussten umziehen. Heute sind noch Fundamente der Gebäude zu erkennen und man kann die Friedhöfe aufsuchen, die mit Betonplatten versiegelt wurden. Und so stehe ich in „Alt“ Bringhausen an der Brücke, die einst die Eder nach Scheidt querte. Rechtecke und Haufen aus Stein lassen erahnen, wo einst Menschen lebten. Über den Ruinen des Dorfes thronen die Ruinen von Burg Bring auf einem Hügel, der bei normalem Wasserstand zur Insel wird. „Alt“ Asel und „Alt“ Bringhausen sind leicht aus den umgesiedelten Ortschaften zu erreichen. Ins alte Berich gelangt man über einen ausgewiesenen Wanderparkplatz an der Nordseite des Sees. Mehr Infos: www.edersee.com/entdecken/ edersee-atlantis www.wandermagazin.de 13
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