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Wanderregion Edersee – Wandermagazin 217

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Autor Merlin Kiesel war unterwegs rund um den gewaltigen Stausee im Naturpark Kellerwald-Edersee. Mitgebracht hat er Tourentipps für die ganze Familie und faszinierende Eindrücke von „Atlantis mitten in Hessen“.

REGIOPANORAMA

REGIOPANORAMA WANDERREGION SCHWÄBISCHE EDERSEE ALB MITTEN IM ABENTEUER oben: Ungezähmte Natur bei Herzhausen unten: Unterwegs auf den Höhen des Kellerwalds bei Herzhausen Ich gucke nach links über meine Schulter und keine 50 Meter hinter mir verschwindet mein Weg im Nebel. Ich gucke nach vorn und weiße Schwaden fressen meinen Pfad. Regen prasselt auf meine Kapuze. Überall um mich herum knackt und knarzt es. Ich bin mitten in Deutschland mitten im Urwald. URWALD IN DER MITTE DEUTSCHLANDS Wer beim Begriff Urwald zunächst an Affen und Lianen denkt, liegt im Nationalpark Kellerwald-Edersee natürlich falsch. Wild und unberührt wächst der Wald trotzdem und ist so Heimat für eine Vielzahl seltener Tiere und Pflanzen. Vor allem in den steilen Bereichen konnten Bäume mitunter Jahrhunderte ungestört wachsen. Um die Balance halten zu können, suchten die Pflanzen nicht den geraden Weg zum Himmel, sondern wuchsen knorrig und astreich. Bevor schwere Maschinen entwickelt wurden, waren sie für Forstarbeitende schlecht zu erreichen. So waren diese Baumbestände nicht attraktiv für die Holzproduktion und konnten weitestgehend ohne menschlichen Einfluss wachsen. GESCHÜTZTE BAUMRIESEN Die hölzernen Giganten ragen wie Säulen in den Himmel und tragen ein saftig grünes Blätterdach. Mehr als elf Prozent der Buchen im Nationalpark feierten schon ihren 200. Geburtstag. Deswegen ist der Kellerwald auch Teil des UNESCO-Weltnaturerbes „Alte Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas“. ABENTEUER FERNWANDERN Große Abenteuer finden Wandernde auf den Weit- und Fernwanderwegen der Region. Auf 10 WANDERMAGAZIN Winter 2022/2023

oben: Mystischer Urwald im Kellerwald den 66 km des Urwaldsteigs Edersee umrundet man das weitläufige Gewässer durch knorrige Eichenwälder, wandert zwischen den riesigen Buchen hindurch und gelangt immer wieder zu spektakulären Ausblicken auf den Stausee. Das weiße „UE“-Logo weist dabei den Weg, sodass „Verlaufen“ nicht zum Abenteuer gehören muss. Genau so ist es mit dem weißen „K“ auf rotem Grund, das den Kellerwaldsteig markiert. Die Fernwanderung führt 168 km durch die abwechslungsreiche Mittelgebirgslandschaft. Von Frankenau im Westen geht es bis nach Bad Zwesten als östlichsten Punkt. DEM KÄFER AUF DER SPUR Auch kürzere Routen führen am Edersee ins Abenteuer. Auf der Suche nach Urwald finde ich mich auf den Höhen am südlichen Seeufer. Hier führt mich die Daudenbergroute in die unberührte Natur. Die wandertechnisch leichten knapp 5 km führen vom Parkplatz aus zunächst an einem Feld entlang. Hier laufe ich am Waldrand bis zum Aussichtspunkt Fünf-Seen-Blick. Einer der schönsten Ausblicke der Region, doch heute Vormittag kriecht weißer Nebel über die Hänge. Eine beeindruckende Sicht ist es trotzdem, wenn auch nicht so weit. Hier folge ich dem „Runden Käfer“, der den Weg markiert, weiter in den Wald. Das Krabbeltier steht stellvertretend für die über vierzig seltenen Holzkäferarten, die an den waldigen Hängen des Edersees mittlerweile gefunden worden sind. Die Anthropoden gelten als Indikator für die Urwüchsigkeit des Waldes. ABENTEUER IM NEBEL Der Pfad ist breit, aber der dichte Nebel gibt mir trotzdem das Gefühl, ins Unbekannte zu gehen. Neben dem konstanten Prasseln von Regen knarzt und knackt es im Wald immer wieder. Mit einem dumpfen Rums fällt irgendwo ein Baum. Ich sehe mich um, kann aber die Quelle des Geräusches nicht ausmachen. Kleine Tannen haben sich in Gruppen ihr Plätzchen gesucht. Verbissspuren deuten darauf hin, dass auch Rehe oder Hirsche am Daudenberg zu Hause sind. Ich laufe unterhalb der Kuppe, wo massive Buchen die Höhe krönen und mystisch im weißen Himmel verschwinden. Ein Geröllfeld schmückt den Hang und führt weiter oben ins neblige Nichts. Der Weg macht einen Knick und wird schmaler. Nun geht es entlang des Hanges. An klaren Tagen blickt man hier über die sanften Hügel der Mittelgebirgslandschaft und das Edertal. Heute liegt alles unter einem ominösen Schleier. Umgestürzte Bäume befinden sich links und rechts des Weges einige seit Jahren, rundes Bild: Im „Urwald“ darf die Natur machen, was sie will, auch Barrieren bauen www.wandermagazin.de 11

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