RegioPanorama

Aufrufe
vor 2 Jahren

Vogtland - Wandermagazin 211

  • Text
  • Zeulenroda
  • Regiopanorama
  • Sommer
  • Wandermagazin
  • Weida
  • Greiz
  • Archiv
  • Elster
  • Klingenthal
  • Vogtland
Wandersinfonie Vogtland – Die Wanderregion Vogtland ist wie ein Musikstück, finden unsere Autoren Michael Sänger und Merlin Kiesel. Bei ihrer sinnenreichen Analyse von Harmonie, Akkorden und Klangfarben sind sie auf Grün und Blau, Rostbraun und Schiefergrau gestoßen. Spannend!

REGIOPANORAMA VOGTLAND

REGIOPANORAMA VOGTLAND VOGTLANDS WANDERSINFONIE TEXTE: MERLIN KIESEL & MICHAEL SÄNGER Wie ein wohlgeformter Akkord schichten sich die Sinneseindrücke im Vogtland zu einer außergewöhnlichen Harmonie. Zwischen den aufreibenden Rhythmen von Abenteuer und Entdeckung lädt das Vogtland ein, sich auch den sanften Takten der Entspannung hinzugeben und den eigenen Wohlfühlpuls zu finden. Hier die weichen Molltöne des vogtländischen Reliefs, dort die fröhlichen Durtöne der 1001 munteren Bäche, mal stürzenden und mal mäandernden Flüsse. Umrahmt von den Bergen des Thüringischen Schiefergebirges im Westen, dem vulkanischen Elstergebirge im Süden und dem majestätischen Erzgebirgskamm im Osten, breitet sich das Vogtland entlang seiner blauen Lebensader, der Weißen Elster, aus. Eine Wanderschatzkammer vom südlichsten Sachsen bis in die weiche Kuppenlandschaft des westlichen Thüringens. Die besonderen Akzente in der immer wieder auf- und absteigenden Melodie seiner ungezählten Täler und Höhen setzen stolze Burgen und prachtvolle Schlösser. Fußläufig lässt sich das Vogtland am besten auf einem der vielen Wanderwege erkunden. Die wiederkehrenden „Motive“ der Vogtlandsinfonie sind Kathrin Hager Präsidentin Verband Vogtländischer Gebirgs- und Wandervereine e.V. (VGWV e.V.) die vier großen Weitwanderwege. Diese rein vogtländischen Traumspuren stellen wir auf den Folgeseiten vor. Wir verfolgen das Opus magnum des Vogtland Panorama Weges®, bestaunen den Vogtlandtango des Höhensteig Klingenthal und weiter nördlich der Vogtlandkantate des Talsperrenweges Zeulenroda. Den Elsterperlenweg® erlebten wir als spritzige Operette voller Geschichten. Wer nicht die Zeit oder Ambition für eine Mehrtagestour mitbringt, dem seien die GrünTöne ans Herz gelegt. 22 Rundwege zwischen 5 km und 25 km Länge eignen sich für Tagestouren oder Spazierwanderungen. Sie greifen in lebendiger Form Themen der Geschichte, Legenden und Traditionen des Vogtlands auf. Ob auf den Spuren von Drachen oder dem freundlichen Moosmann, den Wegen zu beeindruckenden Burgen und Ziegelsteinbrücken oder auf der Suche nach Kartoffeln, Kräutern und der Kompositionen vogtländischer Kulinarik – die Vogtland- Wandersinfonie ist reich an Ideen. Auch abseits der Wandewege bietet das Vogtland interessante Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. Überall lassen sich die Motive der vogtländischen Geschichte wiederfinden und so laden fürstliche Gärten und Parks ebenso zum Flanieren ein wie die malerischen Altstädte, während an einigen Talsperren, Flüssen und Seen Windsurfen, Bootstouren und Schwimmen den Ton angeben. Tusch und Vorhang auf ... „Wer kann, sollte mit dem Zug zum Vogtland Panorama Weg® anreisen. Die romantischste Annäherung ist die Anfahrt über Gera, dem unteren Bahnhof von Plauen, Adorf nach Bad Brambach. Sie ist über 140 Jahre alt, so tunnelreich und romantisch.“ © Marcus Daßler 8 WANDERMAGAZIN Sommer 2021 WANDERMAGAZIN Sommer 2021 Die Wiege des Vogtlandes, die Osterburg in Weida © Stadt Weida, L. Zürnstein

WASSERWEGE & WASSERKUREN KLANGSPÄHREN & MEISTERSTÜCKE ZIEGELVIADUKTE & ZAUBERSCHLÖSSER Soletherme © T.Peisker Fernblick Arena-Klingenthal © Archiv TVV, S. Theilig Elstertalbrücke © Archiv TVV, S.Theilig Der wichtigste Fluss des Vogtlands ist die Weiße Elster. Ihre Quelle sprudelt bei Aš im tschechischen Elstergebirge. Nach 12 km überquert das junge Gewässer rauschend die Staatsgrenze und fließt nach Norden an Adorf, Plauen und Greiz vorbei Richtung Sachsen-Anhalt. Gespeist wird sie unter anderem durch die Göltzsch, die östlich der Elster in der Nähe von Hammerbrücke entspringt, und die Weida, die ihren Ursprung bei Zeulenroda hat. Die Weida schließlich versorgt auch zwei der insgesamt elf vogtländischen Talsperren mit Wasser. Es sind Urlaubs- und Naherholungsgebiete, Wander- und Radwanderreviere, aber auch Heimat für Flora und Fauna. Die Nähe zum Wasser ist in zweierlei Hinsicht attraktiv: Wasser inspiriert die Augen und kühlt die Luft. Nach einem Wandertag an vogtländischen Gewässern bieten sich vor allem die Sächsischen Staatsbäder Bad Elster und Bad Brambach an, um noch etwas mehr Zeit mit dem oder im nassen Element zu verbringen. Die traditionsreichen Kurbäder verfügen über stark mineralhaltige Quellen, die den Körper entspannen oder beleben. Dann heißt es vor dem Thermalsolebecken Rucksack und Stiefel auszuziehen. Mehr noch, in der hohen Salzkonzentration der Sole ist man sogar von der Last des eigenen Körpers befreit. Ein Schluck aus den Quellen mit natürlicher Kohlensäure, ein Bad im radonhaltigen Heilwasser und eine entspannende Moorpackung. Balsam für Körper, Geist und Seele. Wer ins Vogtland reist, sollte die Ohren spitzen. Direkt an der Grenze zu Tschechien hat sich in den letzten 400 Jahren der Musikinstrumentenbau als Handwerkstradition etabliert. Von Geigen, Bratschen, Cellos und Bässen über Pauken und Trompeten bis zur Triangel werden im Vogtland alle Orchesterinstrumente hergestellt. Etabliert wurde das Handwerk von protestantischen Glaubensflüchtlingen aus Tschechien, die im 17. Jh. die Grenze nach Sachsen überquerten. Heute kennt jeder Bewohner des Vogtlands jemanden, der einen beruflichen Bezug zu Musik hat. Und wer nicht selber professionell Geigen, Akkordeons, Klarinetten oder Gitarren fertigt, lernt oder lehrt an einer der Musikschulen, spielt zuhause oder in einem der Musikvereine und Orchester. Entsprechend spielte die Vogtland Philharmonie 2018 unter Leitung von Generalmusikdirektor Stefan Fraas nach einer Komposition von René Möckel ein Soundlogo ein, das die Region heute klanglich repräsentiert. Doch nicht nur die Menschen des Vogtlandes tauchen die Welt in atemberaubende Klangfarben. Auf Wanderung im Vogtland hört man die stetige Perkussion der schäumenden Flüsse und Bäche, das atmosphärische „Rauschen“ der Blätter im Wind, das bassähnliche Summen der Insekten an Seen und Mooren und den virtuosen und vielstimmigen Vogelgesang. Alles kommt hier zusammen zu einem harmonischen Ganzen. Das Vogtland trägt den Adel schon im Namen. Vogt (von lateinisch „Advocatus“) wird hier seit dem 12. Jh. als Titel benutzt. Die Vögte von Weida, Gera und Plauen prägten Anfang des 14. Jh. den Namen der Region. Bis ins 16. Jh. regierten die Vögte und bauten im Land zwischen Sachsen, Bayern, Thüringen und Böhmen mächtige Burgen, edle Rittergüter und später märchenhafte Renaissanceschlösser. Allen voran steht die mächtige Osterburg über Weida, dem Sitz der Vögte von Weida. Von hier verzweigten sich die Familienstämme Richtung Gera, Plauen und Thüringen. Doch nicht nur Adelssitze setzen im Vogtland architektonische Glanzpunkte: Hier erstaunen die beiden größten Ziegelsteinbrücken der Welt. Göltzschtalbrücke und Elstertalbrücke sind Eisenbahnviadukte, die mit ihren Bogenkonstruktionen die namensgebenden Flüsse überspannen. Steht man am Fuß der 170-jährigen Bauwerke, kann man nicht anders, als über die immensen Ingenieursleistungen zu staunen. 26 Millionen Ziegel wurden allein für die Göltzschtalbrücke gebrannt, an deren Bau über 1.700 Menschen beteiligt waren. Die Ziegelsteinbauten mit Längen von 574 m (Göltzschtalbrücke) und 279 m (Elstertalbrücke) gehören zum Schienennetz der Bahn. Wesentlich kleiner und dafür sehr viel älter, aber nicht minder eindrucksvoll, sind die überdachten Holzbrücken an der Weißen Elster bei Wünschendorf und der Weida bei Döhlen. Bad Elster© Archiv TVV, Ch.Beer Geigenbau © C. Beer Residenzstadt Greiz © Archiv Regionalmanagement www.wandermagazin.de www.wandermagazin.de 9