RegioPanorama

Aufrufe
vor 4 Jahren

Siegerland-Wittgenstein – Waldmeer & QuellenReich

  • Text
  • Eder
  • Berleburg
  • Schloss
  • Rothaarsteig
  • Sieg
  • Holz
  • Wald
  • Siegerland
  • Siegen
  • Wittgensteiner
Waldmeer & QuellenReich. 32 Seiten voller Naturplätze & Kulturschätze in Siegen-Wittgenstein

Lebensadern Blaue

Lebensadern Blaue Bänder grüne Ränder Dr. Heinz Meyer, 61 Jahre, Amtsleiter „Natur und Landschaft“ im Kreis Siegen- Wittgenstein „Wasser ist Lebenselixier dieses wird mir immer bewusst, wenn ich in der Stille der Wälder das Gurgeln eines Baches vernehme.“ Die Täler im Wasserparadies von Siegen-Wittgenstein. Seit fast 40 Jahren bewandere ich das Siegerland und das Wittgensteiner Land. Egal, wie ich es auch anstelle, an der Faszination der Lebensadern dieser Mittelgebirgsregion im Süden Westfalens komme ich einfach nicht vorbei. Wer zum Beispiel, immer flussaufwärts, den Oberläufen von Lahn, Eder, Sieg, Ferndorf, Benfe oder Ilse folgt, landet auf dem hochwaldgeschützten Rothaarkamm über den mit dem Rothaarsteig ein bestens bekannter Prädikatsweitwanderweg seine Bahnen zieht. Hier liegen ihre Quellen. Von dort strömt, tröpfelt und rieselt es hundertfach aus namenlosen kleinen Quellen. Wer dann in umgekehrter Richtung auf Wanderwegen den Bachläufen talwärts folgt, kommt nicht umhin, ein ums andere Mal die grünen Ränder dieser blauen Bänder zu bestaunen. Hier wachsen Karpatenbirken-Bruchwälder, Schluchtwälder und Erlen-Auwälder. Niedermoore stehen im Wechsel mit Grünland aus Bergmähwiesen, Nass- und Moorwiesen, Pfeifengraswiesen, Borstgrasrasen und Magerweiden. Elberndorfer Tal und Oberes Zinser Bachtal Traumhafte Ruhe liegt über den naturnah erhaltenen Bachtälern des Zinser und Elbendorfer Baches. Übergangsmoore, lichter Baumstand und immer wieder Feucht- und Nasswiesen. Groppe und Bachneunauge leben in den Bächen und im Totholz haben es sich seltene Insekten gemütlich gemacht. Mit der nötigen Zeit im Gepäck lässt sich der Eisvogel beim Fischen beobachten und Besuche des Schwarzstorches sind keine Seltenheit. In den Morgen- und Abendstunden 24

erklingt ein vielstimmiges Vogelkonzert. Weiter geht`s, rund um Bad Laasphe, in die Buchenwälder und ungezählten Wiesentäler die vom Rothaarkamm oder dem mächtigen Buckel der Struth, einem nordöstlich verlaufenden Ausläufer des Rothaarkamms zwischen Feudingen und Bernshausen, herabfließen. Die Borstgrasrasen „Am Finkenstein“ bei Sassenhausen sind bedeutend. Hier wächst der seltene Feldenzian, das Große Mausohr, der Raufußkauz oder der Rotmilan sind heimisch. Wundervoll ist auch, wie sich die Eder zwischen Röspe, Aue, Raumland, vorbei an Arfeld und Schwarzenau, bis Beddelhausen schlängelt. Auf 40 km Länge sind die Uferpassagen der Eder noch absolut naturnah, die Ufer sind zum Teil mit Auenwald bewachsen und größtenteils von Wiesen gesäumt. Auf den vielen kleinen Flussinseln brüten Wasservögel und es gibt noch kleine, naturbelassene Stromschnellen. Eisvogel, Schwarzstorch oder Braunkehlchen nisten in dem FFH-Gebiet. Im Bereich des Zuflusses der Röspe und bei „Haus Steinchen“ unterhalb von Hof Kilbe kann man sogar Schluchtwälder bestaunen. Weiter Artenreiche Vogelwelt östlich, bei Neuwiese, befindet sich eine der Flutmulden der Eder, ein Altarm, der bei Hochwasser durchströmt wird und temporär stehendes Wasser führt. Südlich davon erstreckt sich ein steiler Hang mit artenreichem Borstgrasrasen und sehenswerten Arnika-Beständen. Flutender Hahnenfuss & Trollblume Nein, natürlich vergesse ich die Wiesentäler des Siegerlandes nicht. Kürzlich wurden im Oberlauf der Sieg Renaturierungsmaßnahmen durchgeführt und die Flußquerung von Siegen mit der Offenlegung und Renaturierung im Bereich der Innenstadt hat überregional Aufmerksamkeit erregt. Mir hat es das Weißbachtal zwischen Wilgersdorf und Rudersdorf angetan. Die kleine Weiß entspringt oben an der Kalteiche, wo auch der Rothaarsteig aus dem Westerwald herüberzieht. In dem Schutzgebiet verzahnen sich die wandernden Mäander, Sand- und Kiesbänke mit Steilufern und teils brachgefallenen Nass- und Feuchtwiesen. Es gibt Röhrichte, Moorpassagen sowie Borstgrasrasen. Hier wachsen das Gefleckte Knabenkraut, das Breitblättrige Knabenkraut, die Grünliche Waldhyazinthe, Arnika und das Wald-Läusekraut. Bekassine, Neuntöter, Raubwürger, In den Wäldern und Wiesen bei Burbach und Neunkirchen gibt es eine besonders artenreiche Vogelwelt. Schwarzstorch, Uhu, Raufußkauz, Mittel-, Grau- und Schwarzspecht, Baum- und Wiesenpieper und Neuntöter kommen hier vor. In dem Vogelschutzgebiet liegt das letzte Brutvorkommen des Haselhuhns in NRW, einem Bewohner der Hauberge. Die Buchenwälder sind überregional bedeutsam für Rotmilan, Raufußkauz, Grau- oder Schwarzspecht. Wiesenpieper, Eisvogel, Kammmolch oder der bemerkenswerte Schwarzblaue Ameisenbläuling, eine besondere Tagfalterart, finden hier einen geschützten Lebensraum. Weiter südlich, von Burbach aus über die Höhe hinweg, liegen der Hickengrund und das Wetterbachtal bei Holzhausen. Die Struktur dieses kleinen Paradieses ist das Produkt der alten bäuerlichen Landwirtschaft. Sparsame Düngung, späte Mahd, sporadische Beweidung und Brachen sind die Grundlage eines einzigartigen Artenreichtums. Botaniker haben 250 Wiesenpflanzen erfasst. In den Hochstauden blüht während der Sommermonate der Blaue Eisenhut und der Sumpf-Storchschnabel. Im Frühling leuchten die gelben Blüten der Trollblumen in den Feuchtwiesen. Das Braunkehlchen findet in der artenreichen Krautschicht Deckung für seine am Boden angelegten Nester. Der Wiesenpieper, der Eisvogel mit seinen Niströhren, die er in die Steilufer gräbt, oder der Wachtelkönig bewohnen das Naturrefugium. Dass sich der Dunkle Ameisenbläuling, eine seltene Schmetterlingsart, hier hält, ist bemerkenswert. Als Raupe lebt sie von den Wiesenknopfblüten, lässt sich dann auf den Boden fallen, und benötigt eine bestimmte Ameisenart um huckepack in ihr Nest zu gelangen. Bestens versorgt fällt die Bläulingsraupe schlussendlich über ihre Versorger her, verpuppt sich und verlässt im folgenden Jahr das Ameisennest. Faszinierend oder? Furt über die junge Ilse Foto: Klaus-Peter Kappest Unterwegs in der mittelalterlichen Bergbausiedlung Altenberg, Foto: Michael Sänger Wo ein Bach, da eine Brücke Foto: Achim Meurer Wasserspiel Foto: Klaus-Peter Kappest 25