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Siegerland-Wittgenstein – Waldmeer & QuellenReich

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Waldmeer & QuellenReich. 32 Seiten voller Naturplätze & Kulturschätze in Siegen-Wittgenstein

200 Jahre Kreise Siegen

200 Jahre Kreise Siegen & Wittgenstein Jubiläumsfest & Feierlaune Andreas Müller, Landrat des Kreises Siegen-Wittgenstein, im Gespräch mit dem Wandermagazin Wandermagazin: 200 Jahre Kreis Siegen-Wittgenstein, welche Stadt, welcher Flecken und welcher Fluss im Kreis stehen für Sie besonders für das Jubiläum? Im 13. Stock des Kreishauses in Siegen hat Andreas Müller seinen Arbeitsplatz. Der Blick auf Stadt, Land und Fluss ist beeindruckend. Anlass und Gelegenheit, dem politischen Chef des Kreises einige Fragen zu stellen. Andreas Müller: Ich denke hier an die „Ginsberger Heide“, die zu Hilchenbach- Grund gehört: eine wunderschöne Waldlichtung auf einem Berg! Dort findet seit über einem Vierteljahrhundert immer über Pfingsten das große Festival „KulturPur“ statt. Und 2017 feiern wir dort am 31. Mai auch das Jubiläum „200 Jahre Kreise Siegen und Wittgenstein“. Bei den Flüssen würde ich keinen hervorheben, sondern auf das QuellenReich entlang der historischen Eisenstraße verweisen. Denn das Besondere ist ja gerade, dass wir uns nicht nur über einen Fluss definieren, sondern über drei: Eder, Lahn und Sieg. Alle drei prägen unsere Region auf ihre Weise. Wandermagazin: Die Wiesenbauern des Siegerlands legten den Grundstein für die Siegener Universität, das Fürstenhaus derer von Sayn-Wittgenstein- Berleburg und den Grundstein für die europaweit erste Auswilderung der majestätischen Könige der Wälder welche Überraschungen hat NRWs südlichster Kreis noch aufzuweisen? Andreas Müller: Da gibt es einiges: Mit einem Anteil von 71% ist Siegen-Wittgenstein nicht nur der waldreichste Kreis Deutschlands, sondern vor kurzem 10

wurde Siegen zur „grünsten Großstadt“ der Bundesrepublik gekürt: Rund 86 Prozent der Fläche innerhalb der Stadtgrenzen von Siegen sind bepflanzt. Und wenn man sich dann noch vor Augen führt, dass wir mit unseren Partnern in Südwestfalen die Industrieregion Nr. 1 in NRW sind, dann ist das sicher etwas Besonderes! Darüber hinaus gilt der Slogan unseres Regionalmarketings: „Siegen-Wittgenstein echt vielfältig.“ Wir haben die Großstadt Siegen mit ihren Angeboten und wir haben die ländlichen Bereiche also Stadt und Land, Kultur und Natur, Seele baumeln lassen und sich in den Trubel stürzen. Nur bei uns kann man tagsüber am Rothaarsteig wandern und abends im Apollo-Theater die Philharmonie Südwestfalen hören. Diese Vielfalt zeichnet uns aus, sie ist unsere Stärke und damit können wir immer wieder überraschen. Wandermagazin: Das Waldreich im Wittgensteiner Land und die Stahlkocher, Eisenbieger und Röhrenwalzer im Siegerland wie passt das zusammen und wie profitieren die beiden so grundverschiedenen Regionen voneinander? Andreas Müller: Ich glaube, die beiden Altkreise sind gar nicht so verschieden: Auch das Siegerland war immer waldreich und hat mit der Haubergswirtschaft bis heute eine sehr nachhaltige Form der Waldnutzung, die in vielen Ortschaften verwurzelt ist. Auf der anderen Seite ist Wittgenstein wirtschaftlich und industriell enorm stark: Auch dort sind starke Weltmarktführer beheimatet. Natürlich haben beide Altkreise ihre besonderen Profile. Doch unterm Strich passen Siegerland und Wittgenstein doch ziemlich gut zusammen. Wandermagazin: Was empfehlen Sie den Lesern dieses Magazins, wo lohnt sich Ihrer Meinung nach das Entdecken zu Fuß besonders, wo hat man die besten Aussichten, wie kann man sich den historischen Wurzeln des Kreises besonders eindrucksvoll nähern? Andreas Müller: Ohne Zweifel richtig schön ist es auf dem Rothaarkamm und am QuellenReich. Wunderschöne Fernsichten hat man im Siegerland vom Kindelsberg, der Ginsburg oder vom Gillerbergturm. Und in Wittgenstein gibt es in Bad Berleburg den WanderHöhepunkt „Via Adrina“. Der nennt sich im Untertitel auch „Weg der Ausblicke“ und das ist sicher nicht übertrieben. Und wenn es um Geschichte geht, greift wieder unser Motto „Echt vielfältig“. Natürlich ist das Siegerlandmuseum im Oberen Schloss ein absolutes Highlight. Aber auch in den unzähligen Heimatstuben kann man tolle und interessante Facetten unserer Geschichte erleben. Darüber hinaus kann man sich unsere Geschichte auch erwandern z. B. auf dem Keltenweg in Netphen, auf Bergmannspfaden in Wilnsdorf oder auch in Siegen-Achenbach. Dort ist der „Historische Rundweg Von der La-Tène-Zeit bis zur Moderne“ vom Deutschen Wanderverband deutschlandweit als erster „Qualitätsweg mit Kulturerlebnis“ ausgezeichnet worden. Wandermagazin: Die Renaturierung der Siegquelle und des Flusslaufs in Siegen, der Natursteig Sieg in der Vollendung, Namensgeber für die eine Hälfte des Kreises welche Bedeutung hat die Sieg für die Identität, die Kultur, die Natur? Andreas Müller: Die Sieg ist in der Tat Namensgeber der Stadt Siegen und des Siegerlandes. Sie ist deshalb natürlich identitätsstiftend. Wir leben am Oberlauf der Sieg. Das Flusstal prägt unsere Landschaft. Das Wasser der Sieg war für die Landwirtschaft genauso wichtig wie für die industrielle Entwicklung. Gleichzeitig verbindet uns die Sieg mit unseren Nachbarn. Das Siegerland endet geographisch nicht an der Kreisgrenze, sodass der sogenannte Oberkreis des Kreises Altenkirchen (Westerwald), der zu Rheinland-Pfalz gehört, wirtschaftlich eng mit dem Altkreis Siegen verbunden war und es immer noch ist. Und gerade im Tourismus arbeiten wir eng mit den anderen Kreisen entlang der Sieg bis zur Mündung im Rhein-Sieg-Kreis zusammen. Der autofreie Radaktionstag „Siegtal Pur“, immer am 1. Sonntag im Juli, ist mit regelmäßig über 100.000 Teilnehmern ein erfolgreiches Beispiel dafür. Wandermagazin: Die Herren im Berleburger Schloss hatten ein großes Herz für Menschen auf der Flucht ob wegen Glaubensstreitigkeiten, Anfeindungen oder Verfolgungen. Welche Bedeutung hat diese spezielle Geschichte für den Kreis? Andreas Müller: Das ist richtig. Graf Casimir machte Anfang des 18. Jahrhunderts Wittgenstein zu einem Zufluchtsort für Religionsflüchtlinge. Er war ein Garant für die Toleranz in seinem Territorium. Siegen-Wittgenstein ist bis heute mehr als andere Regionen in Deutschland vom Pietismus geprägt. Und so habe ich zum Beispiel mit großer Freude feststellen dürfen, dass es bei uns in den Jahren 2015 und 2016 eine überwältigende Hilfsbereitschaft für die ankommenden Flüchtlinge gab. Das trägt bis heute, wenn es um die Aufgabe der Integration geht. Ob das nun wirklich noch auf Graf Casimir zurückzuführen ist, weiß ich nicht. Aber die Siegerländer und Wittgensteiner sind in ihrem Wesen eher ruhig, lassen sich auch nicht so schnell aufwiegeln und sind ihren Prinzipien treu. Deshalb sind wir auch ehrliche, authentische und genauso herzliche Gastgeber. Wandermagazin: Vielen Dank! Blick auf Wilnsdorf Foto: Klaus-Peter Kappest Auf dem Mäanderweg an der Benfe Foto: Michael Sänger Die mittelalterliche Bergbausiedlung Altenberg zwischen Hilchenbach-Müsen und Littfeld Foto: Michael Sänger 11