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Sauerland – Wandermagazin 190

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Land der 1.000 Dörfer. Anheimelnde Fachwerkidylle, gelebte Gastfreundschaft und eine zum Wandern geschaffene Landschaft. Das Sauerland macht einfach süchtig.

REGIOPANORAMA |

REGIOPANORAMA | Sauerland-Wanderdörfer Es war das erste Mal, dass ein interdisziplinär zusammengesetztes Team einen landschaftspsychologisch optimierten Weitwanderweg konzipierte, erlebnisdramaturgisch auflud und 2001 vom Stapel ließ. Ich erinnere mich genau an jene Sitzung, in der die Idee geboren wurde, die charakteristisch schwingenden Silhouetten des Rothaargebirges in einem liegenden „R“ als das Markierungszeichen fortzuführen. Heute, 2.500-fach weiß auf rotem Grund auf 154 km Strecke vervielfacht, dient das R als sicheres Orientierungsmerkmal. Eine Sternstunde des neuen Wanderns. Der Rothaarsteig Leit-, Pionier- und Erlebnisweg Der Musterknabe Abendliche Stimmung ... Heidelandschaft ... Kleine Entdecker ... der Rothaarsteig hat viele Gesichter und Freunde Alle Fotos: Klaus-Peter Kappest 2016 feiert der Rothaarsteig mit seinen acht Rothaarsteig-Spuren, zehn Audiowegen, 20 Wanderportalen, fünf Erlebnisstationen, Landschaftsrahmen, Aussichtsplattformen, Hängebrücke und Themenpfahldorf 15-jähriges Bestehen. Ein Musterknabe an Einfallsreichtum, Authentizität und Verwurzelung. Auf den Kamm Kammwege waren schon bei unseren Vorfahren sehr beliebt. Waldeinsamkeit, Fern- und Ausblicke, die unvermittelte und intensive Begegnung mit den Kräften der Natur entfachten, beginnend mit der Aufklärung und der Romantik, eine bis heute stetig wachsende Sehnsucht nach unverfälschten, natürlichen Erlebnissen. Der Rothaarsteig will der Sehnsucht des dem Alltag und dem gestressten Berufsleben zunehmend überdrüssig gewordenen Menschen einen roten Faden der Entschleunigung, der Entdeckung der Langsamkeit bieten. Der Kamm des Rothaargebirges, ausgehend vom nördlichen Sauerland, dem markanten Kamm zwischen Winterberg und Rhein-Weserturm, der Quellenmeile zwischen Hilchenbach und Burbach und den allmählich flacher werdenden Ausläufern des Hohen Westerwaldes, bot die Gelegenheit: mittendrin und doch weit weg. Das einfache Leben Geniale Sichtachsen auf die ganz und gar schwingenden Relieflinien einer durch tief gestaffelte Bergrücken strukturierten Waldgebirgslandschaft stillen die Sehnsucht nach Abstand. Faszinierende Aussichten von den Ginsterköpfen, vom bulligen Bergfried der Ginsburg, den Höhenrücken zwischen Lenneplätze und Hoheleye, vom Rhein-Weser-Turm, die sagenhafte Kopfkinokulisse von der Tiefenrother Höhe oder die Westerwälder Aussichtsbalkone zwischen Ketzerstein und Fuchskaute bedienen die ewige Suche nach Überblick und Distanz im Leben. Urige Hütten, rustikale Berggasthöfe, Passagen durch authentische Bergdörfer im schwarz-weißen Fachwerkstil und geschmackvoll möblierte Rast- und Picknickinseln verschaffen tiefenwirksame Erlebnisse

eines überschaubaren, einfachen Lebens. Wo der Lauf der Sonne den Tagesrhythmus gestaltet und der Mensch der Natur den Vortritt lässt. Die Sinne Der Rothaarsteig ist eine Einladung zum Gebrauch der fünf Sinne. Das Auge verliert sich in sanft schwingenden Linien am Horizont, die Ohren lernen wieder die Geräusche der Natur herauszufiltern, üben sich in der Wahrnehmung natürlicher Stille, die keineswegs Lautlosigkeit bedeutet. Die Geschmacksnerven lernen wieder, wie reines Quellwasser, wie das klare Nass eines munteren Bergbaches schmeckt. Man erinnert sich wieder an die Gerüche der Kindheit, wie es riecht, wenn frisch gesägtes Holz die Aerosole von Baumharz verströmt, wie ein regennasser Buchenwald duftet oder aus der frisch gemähten Wiese ein betörender Duft nach Kräutern und Ölen aufsteigt. Die Hände berühren die rissige Borke einer Fichte, streicheln über das filigrane Adlerfarn und der Waldboden unter den Füßen federt wie ein Trampolin. Nichts ist wirklich eckig, der Raum öffnet sich wie ein begehbares Landschaftsgemälde und endlich verschmelzen Raum und Zeit zum Gegenwartserlebnis. Der Steig und seine Menschen Der Rothaarsteig mit seinen sechs hauptamtlichen Rangern des Landesbetriebs Wald und Holz NRW am Rothaarsteig, 105 qualitätsgeprüften Gastgeberbe- trieben, 100 Zugangswegen, 800 Wegweiserschildern, insgesamt 1.200 Wegweiserpfosten, 250 Waldbänken, Waldsofas, Waldliegen, 15 Stegen und zehn Brücken ist in allererster Linie ein Erlebnisweg der Menschen vor Ort. Ob Sauerländer, Siegerländer oder Westerwälder, die Menschen lieben ihren Weg. Sie bespielen ihn mit Ideen, Programmen und Veranstaltungen. Hier die Krimiwanderung, dort die Märchentour, hier ein international anerkannter Kunstwanderweg, dort die sportliche Schnellwanderung. Ob Speedhiking, Nordic Walking, Nachtwandern, Wandern mit Hund oder Frauenwandern. Der Rothaarsteig lebt dank der immensen Initiativkraft und dem Engagement seiner Bewohner. Für mich ist das, neben all den wundervollen Höhepunkten, der kulinarischen Raffinesse der Rothaarsteigköche und der vielen Wanderprogramme, die wahre Pionierleistung: Authentizität auf und am Weg. (ms) DER BESONDERE TIPP WANDERSOCKEN-SUCH-AKTION Im September sollte man auf Postkarten achten, die entlang des Rothaarsteiges in den Bäumen hängen. Wer eine Postkarte entdeckt und sie an den Rothaarsteigverein sendet, erhält im Gegenzug (kostenlos) ein Paar Original- FALKE-ROTHAARSTEIG-Socken zugeschickt. Damit bedankt sich der „Weg der Sinne“ für 15 Jahre Erfolgsgeschichte. Prachtexemplare sowohl der Pilz als auch die Wanderwade INFO Rothaarsteigverein e.V. Johannes-Hummel-Weg 2 57392 Schmallenberg Tel. 02974/96 92 89-11 Fax: 02974/96 92 89-24 info@rothaarsteig.de www.rothaarsteig.de www.wandermagazin.de