REGIOPANORAMA SACHSEN ZEITSPRÜNGE IN ZWICKAU Zwickau, oder auf sächsisch Zwigge, ist die viertgrößte Stadt Sachsens. Zwickau blickt nicht nur auf eine 800-jährige Geschichte des Kohleabbaus zurück. Auch wurde hier die Entwicklung des Autos vorangetrieben: Horch, Audi, Wanderer, DKW und Trabant rühren aus Westsachsen. Heute hat VW Sachsen hier seinen Sitz und produziert seit 2020 nur noch E-Fahrzeuge. oben: Das August Horch Museum zeigt deutsche Autogeschichte © TMGS, Wolfgang Gärtner rundes Foto: Der Dom von Zwickau © TMGS, Wolfgang Gärtner unten: DDR-Klassiker Trabi © Oliver Göhler Industriekultur auf der Spur Aber die favorisierte Fortbewegung ist und bleibt zu Fuß. Und per pedes gibt es einiges in der Stadt an der Mulde zu entdecken. Wer sich auf die Spuren der Industriegeschichte begeben möchte, folgt dem Weg zur Industriekultur. Bei einer geführten Tour oder auf eigene Faust können 18 architektonische Zeugnisse der vergangen 300 Jahre erkundet werden. Wandernde, die nicht genug von Autos bekommen können, kommen an Station 15 bei den ehemaligen Audiwerken im August Horch Museum auf ihre Kosten. Mittelalterliches Flair und Romantik-Kompositionen Beim Schlendern durch die historische Altstadt findet man zahlreiche liebevoll restaurierte Jugendstil- und Gründerzeitbauten und den imposanten Dom St. Marien. In den mittelalterlichen Priesterhäusern daneben befindet sich heute das Museum für Kultur- und Stadtgeschichte. Hier gibt es Einblicke in das Leben im mittelalterlichen Zwickau. Im Geburtshaus Robert Schumanns sind zahlreiche Originalhandschriften, Briefe, Tagebücher und Notenblätter ausgestellt, die einen Eindruck vom Leben des Romantik-Komponisten vermitteln. Entlang der Mulde ins Grüne Grün wird es entlang der Mulde. Nach Norden führt der Weg aus der Stadt hinaus und vorbei an der imposanten Doppelschlossanlage Glauchau über das prunkvolle Film-Schloss Waldenburg bis hin zum Schloss Wolkenburg des Grafen von Einsiedel. Dabei ist es am leichtesten, der Beschilderung des Mulderadwegs zu folgen. Der Weg lässt sich, wie der Name schon verrät, per Rad oder abschnittsweise sogar mit dem Schlauchboot auf statt neben dem Fluss bewältigen. Das Naturalienkabinett in Waldenburg, eine der letzten Wunderkammern Europas mit einzigartigen Exponaten, sollte mit einem Besuch bedacht werden. Links und rechts des Mulderadweges bieten Schlosscafés oder die im Grünfelder Park gelegene Glänzelmühle Zeit zum Entspannen und Stärken. (mk) Info: www.zeitsprungland.de 18 WANDERMAGAZIN Winter 2021/2022
WANDERZIEL SACHSEN ZU FUSS DURCH RAUM UND ZEIT SOHLAND A.D. SPREE Im Südosten Sachsens, der Oberlausitz, wo die Landesgrenze zu Tschechien einen 15 km langen Arm in den Freistaat ausstreckt, liegt Sohland a.d. Spree. Die Gemeinde umfasst zehn Orte und ist mit der Lage inmitten der grünen Hügel des Lausitzer Berglands und vielen ausgeschilderten Wegen ideal für Genusswandernde sowie sportlich Ambitionierte. Das Lausitzer Bergland, das sich hier entlang der innereuropäischen Grenze zieht, bietet weite Panoramen über die Oberlausitz im Norden und die Aussiger Region (tschechisch Ústecký kraj) im Süden. Geologisch heraus stechen im wörtlichen Sinne die Kälbersteine. Aus dem 487 m hohen Berg ragt eine massiver Granodioritfelsen hervor. Vom Stausee in Sohland führt eine 7 km Rundwanderung durch den Lausitzer Fichtenwald zum Felsen. Neben der Aussicht vom Massiv ist der Stein vor allem zur Sommer- und Wintersonnenwende ein Phänomen: Durch ein Loch im Gestein fällt dann perfekt die Sonne. Hieran konnten urzeitliche Siedler ihren Kalender ausrichten. Space Walk Eine moderne Perspektive auf Astronomie bietet der Planetenweg. Ausgehend von der Sternwarte in Sohland, die regelmäßig Veranstaltungen zu Themen des Weltalls anbietet, führt der Weg 4,4 km nach Neudorf. Das besondere am Weg: Er stellt die Distanzen der Planeten in unserem Sonnensystem im Maßstab 1:1,4 Milliarden dar. Von der Sonne aus laufen Wandernde an Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun sowie dem on-and-off-Planeten Pluto vorbei – und das ohne einen Raumanzug tragen zu müssen. Hierbei werden auf Schautafeln die physikalischen Besonderheiten der Himmelskörper dargestellt. Vom größten Wirbelsturm des Sonnensystems auf dem Jupiter bis zum Ringsystem des Saturn gibt es Faszinierendes zu erfahren. Sonntagsspaziergang Nicht kosmische, sondern historische Glaubens- und Landesgrenzen bringen auf dem Alten Kirchsteig neue Blickwinkel. Die Wanderung mit einer Länge von 11 km verbindet Wehrsdorf auf deutscher Seite mit Hainspach (tschechisch Lipová) in Tschechien. Im Mittelalter waren die Herrschafts- und Landesgrenzen von Oberlausitz und Böhmen eng miteinander verstrickt. So ist es zu erklären, dass die Gemeinde Wehrsdorf bis ins 17. Jh. nicht etwa zur Pfarrei im 5 km entfernten Sohland gehörte, sondern Teil der Pfarrei Hainspach war. Der Weg, der die beiden Orte verbindet, basiert zu über 60 Prozent auf historischem Kartenmaterial der Route, die Gläubige hier einst einschlugen. Heute sind die Ortschaften Teil des vereinten Europas und der Steig verbindet die Oberlausitz mit den tschechischen Nachbarn. (mk) Info: www.sohland.de oben: Der Felsblock auf den Kälbersteinen © Heiko Harig rundes Foto : Seit 1725 hat Wehrsdorf eine eigene Kirche © Uwe Schwarz unten: Stausee Sohland a. d. Spree mit vielen Freizeitaktivitäten © M. Schöffmann www.wandermagazin.de 19
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