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Ruhrgebiet – Wandermagazin 200

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Ruhrgebiet: Route der Industriekultur. Autorin Eva Hakes spürt dem Wandel des Ruhrgebiets nach – sie fand die Wiege des Bergbaus, Zeugnisse des Wandels und Kunst auf der Halde – persönliche Begegnungen mit Vertretern der Region inklusive.

REGIOPANORAMA RUHRGEBIET

REGIOPANORAMA RUHRGEBIET Tagebrüche von alten Stollen im Muttental sind sie häufig zu finden. Kohlenlore mit dem Bergmannsgruß „Glück Auf“ sorgfältig erprobter Konstruktionen aus Fichtenholz abgestützt. Veränderungen im Holz waren ein klarer Hinweis darauf, dass der Druck des Berges auf den Stollen zunahm und Stolleneinbrüche zu erwarten waren. „Die Fichte spricht, bevor sie bricht“, zitiert Schneeloch eine Redensart der hiesigen Bergleute. Passenderweise stehen wir gerade vor einem in der Stollenwand angebrachten Bildnis der Heiligen Barbara. Sie ist die Schutzheilige der Bergleute und in jedem Stollen des Ruhrgebietes in der einen oder anderen Weise präsent. DER STOLZ DER BERGLEUTE Trotz der harten Bedingungen entsteht der Eindruck, dass seit jeher die Arbeit des Bergmanns mehr als nur „Maloche“ war. Viele der Kumpels waren mit Leib und Seele Bergleute. Michael Peters, der Leiter des Industriemuseums Zeche Nachtigall, weiß warum. „Bergleute haben einen Berufsstolz, den sie mit Bauern und Seeleuten teilen. Sie sind nicht so sehr in ein industriell getaktetes System eingebunden. Sie haben eine hohe Kompetenz und ein hohes Risiko. Sie sorgen selbst für ihre Sicherheit. Das macht in gewisser Weise stolz.“ Ein Besuch des Industriemuseums Zeche Nachtigall versetzt den Besucher Blick in den Stollen Turteltaube am Bergbauhistorischen Wanderweg zurück in vergangene Zeiten. Fast nostalgisch wirken die mit Bogenfenstern versehenen Gebäude aus Ruhrsandstein, die historische Dampflok und der riesige Kaminschlot aus roten Ziegeln. Außerdem erhält man hier Einblick in die unterschiedlichsten Aspekte des Kohlebergbaus. Die Spannbreite reicht von Bergbautechnologie über die Psychologie der Namensgebung von Zechen bis hin zu den historischen Entwicklungen, die dazu führten, dass Zeche Nachtigall 12 WANDERMAGAZIN Herbst 2018

Bild oben: Neben der alten Zechenbahn ist ein asphaltierter Radwanderweg entstanden die Route der Industriekultur per Rad zum Ende des 19. Jh. nicht mehr rentabel war und still gelegt werden musste. AM MECHTENBERG IM CENTRAL PARK DES RUHRGEBIETES „Also, wenn wir den Landschaftsarchitekten Bürgi zitieren wollen, dann befinden wir uns hier sozusagen im Central Park des Ruhrgebiets“, sagt Bauer Budde und kann sich das Lachen nicht ganz verbeißen. Wir stehen oben auf dem Mechtenberg. Der ist eigentlich eher ein sanfter Hügel, allerdings auch die einzige natürliche Erhebung in einer Region, in der Gipfelstürmer ihr Glück ansonsten nur auf den vom Bergbau aufgeschütteten Bauer Budde und seine Frau in ihrem Hofcafé Halden finden. Die nächstgelegene ist die Halde Rheinelbe mit der vom Künstler Herman Prigann installierten Himmelstreppe, die vom „Gipfel“ des Mechtenbergs deutlich zu sehen ist. Überhaupt hat man von diesem kleinen Berg einen erstaunlich weiten Blick über das Ruhrgebiet, das sich mit weiten Feldern und Waldflächen sehr grün präsentiert. Von der Arena auf Schalke über das Horizontobservatorium der Halde Hoheward bis zu den Thyssen-Krupp-Werken in Bochum reicht der Blick nach Osten. Dazwischen recken sich einige Kirchtürme in den Himmel und die Solarzellen auf Bauer Buddes Hofdach funkeln in der Sonne. Im Nordwesten zieht der Turm der zum Hotel-Restaurant umfunktionierten Zeche Bonifacius unsere Aufmerksamkeit auf sich. SCHÖNER ACKERN: VON LANDWIRTSCHAFT UND LANDSCHAFTSARCHITEKTUR In diesem Spannungsfeld von Natürlichkeit und Künstlichkeit hat Hubertus Budde über die Jahre in Kooperation mit dem Regionalverband Ruhr und verschiedenen Landschaftsarchitekten, unter ihnen Paolo Bürgi, daran gearbeitet, das Schöne mit dem Nützlichen zu vereinigen und die industrielle Kulturlandschaft am Mechtenberg als besonderen Erlebnisraum erfahrbar zu machen. Derzeit inszeniert er den im Ackerbau üblichen Fruchtwechsel als landschaftlichen Hingucker: Hafer, Erbsen, Gerste und Rüben baut er nicht wie üblich nacheinander, sondern gleichzeitig auf vier Feldabschnitten am Mechtenberg an. Malerisch bunt sieht das aus. Im Vergleich zu seinem Hofcafé, das dank hervorragendem Latte Macchiato und hausgemachtem Kuchen ein Besucher- Hubertus Budde Besitzer des Bauernhofs am Mechtenberg und Betreiber des dortigen Hofcafés © Eva Hakes „Gemeinsam mit dem Regionalverband Ruhr machen wir Projekte in der Landwirtschaft, um den Mechtenberg attraktiver zu gestalten. Im Kulturhauptstadt-Jahr 2010 hatten wir ein großes Projekt mit dem Landschaftsarchitekten Paolo Bürgi, in dessen Rahmen wir bunte Linien, Streifen und Flächen auf den Mechtenberg gebracht haben. Der Clou: Die „Kunst in der Landschaft“ konnten wir hinterher auch ernten.“ www.wandermagazin.de 13

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