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Donau-Ries – Wandermagazin 193

Land der drei Gesichter. Der kreisrunde Riesenkrater des Nördlinger Ries ist nur ein Gesicht des Ferienlands Donau-Ries, der Hügelteppich zwischen Schwäbischer und Fränkischer Alb ist das zweite, das dritte tritt mit den Flüssen Donau und Lech zutage. Mit 6 Tourentipps.

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REGIOPANORAMA | Donau-Ries Heller als die Sonne der Meteoritenkrater Nördlinger Ries Besuch aus dem All Die Besucher aus dem Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter rasten mit 70.000 Sachen durch die Atmosphäre. Beim Einschlag des im Durchmesser rund 1 km großen Asteroiden zwischen Schwäbischer und Fränkischer Alb erlosch alles Leben im Umkreis von rund 100 km. Das Nördlinger Ries und das ca. 40 km entfernte Steinheimer Becken zeugen von den kosmischen Gästen, die sich mit gewaltigen Begleitumständen sprichwörtlich in Schall und Dampf auflösten. 35 Millisekunden vor dem Einschlag Abbildungen: D. Stöffler, T. Kenkmann, W. U. Reimold, K. Wünnemann 10 Millisekunden nach dem Einschlag Der ungebetene Himmelsgast bohrte sich beim Aufschlag sage und schreibe 4,5 km tief ins Deckund Grundgebirge. Wie ein scharfes Küchenmesser ließ das Gesteinsungetüm aus dem All das 600 m dicke Deckgebirge und die nächsten 4.000 m des kristallinen Grundgebirges einfach verdampfen bzw. schmolz es dank 20.000 Grad Hitze in Millisekunden auf. Grüße aus dem Weltall Mit der Energie von 100.000 Hiroshimabomben und unvorstellbar hohem Druck erzeugte der Asteroid beim Aufschlag ein Inferno von apokalyptischen Ausmaßen. Die Lichtstrahlen strahlten heller als die Sonne. Bis zu 450 km weit flogen tellergroße zu Glas aufgeschmolzene Brocken, so genannte Moldavite. Gewaltige Gesteinsbrocken aus Jurakalken flogen bis zu 70 km weit in die Umgebung. Über 150 Kubikmeter Gestein, zerrissen, aufgeschmolzen oder zum Teil verdampft, flogen hunderte Meter hoch in die Luft. Die von dem Einschlag des kosmischen Besuchers erzeugte Stoßwelle raste mit Überschallgeschwindigkeit in die Tiefe, ließ unter aberwitzig hohem Druck neue Mineralien wie Coesit, Stishovit und diamantähnliche Strukturen entstehen. Eine monströse Glutwolke aus verdampftem Gestein des Asteroiden und des Deck- und Grundgebirges stieg auf und ließ wenige Sekunden später im Umkreis von 25 und mehr Kilometern ein bis dahin unbekanntes, neues Gestein entstehen. Suevit, auch Schwabenstein genannt, bedeckte den inzwischen auf einen Durchmesser von 25 km gewachsenen Krater bis zu 400 m hoch. Bilderbuch der Erdgeschichte Erst in den 1960er Jahren erkannten die Geologen, dass der Rieskrater Zeuge einer kosmischen Bombe und weder vulkanischen noch eiszeitlichen Ursprungs war. In den vergangenen 14,5 Millionen Jahren lief der Rieskrater erst voll Wasser, verlandete im Verlaufe von zwei Millionen Jahren und entwickelte sich als lebensfreundlicher und fruchtbarer Flecken.

Beginn der Kraterbildung nach 60 Millisekunden Entstehung des tiefen „Primärkraters“ nach etwa 10 Sekunden Kollaps des „Primärkraters“ und Ablagerung der Auswurfsmassen nach 1 Minute Ende der Kraterbildung und Ablagerung des Suevits nach 10 Minuten Mit dem deutlich erkennbaren inneren Ring, umgeben von einem hügelförmig ausgeprägten Wall aus kristallinen Trümmern, und dem äußeren Ring öffnet sich mit dem Nördlinger Ries ein einzigartiges und reich „bebildertes“ Buch der Erdgeschichte. Als Fenster in die Erdgeschichte dienen die didaktisch wundervoll aufbereiteten Erlebnis-Geotope. Sie gehören zu dem als Nationaler Geopark Ries national wie international bedeutenden Anschauungsobjekt kosmischer und terrestrischer Entstehungsgeschichte. Sechs Erlebnis-Geotope bieten faszinierende Einblicke in die Entstehungsgeschichte des Nördlinger Ries. Auf den in Stationen gegliederten und mit eindrucksvollen Ereignistafeln ausgestatteten Erlebnispfaden erschließt sich die ganze Urgewalt dieses kosmischen Ereignisses. Es bieten sich immer wieder eindrucksvolle Aussichtspunkte, etwa vom Wallersteiner Felsen oder vom Geotop Kalvarienberg bei Gosheim mit seiner überkippten Gesteinsscholle an. Einmalig So manche Besonderheit aus dem 350 Quadratkilometer großen Land zwischen Schwäbischer und Fränkischer Alb prägte und prägt das Ries. Das Rieser Schwäbisch, ein ostschwäbischer Dialekt, gehört ebenso dazu wie die Rieser Tracht. Das blaue Baumwollhemd wurde von Protestanten mit weißen Stickereien verziert, Katholiken bestickten es mit rotem Garn. Das „Troddelkäpple“ ließ den Familienstand erkennen. Wurde die Quaste links getragen, so TIPP Erlebnis-Geotope Das Geotop Lindle hilft bei der Spurensuche nach Gesteinstrümmern, die die Schockwelle des Asteroiden auswarf. Im Geotop Kalvarienberg wird man Augenzeuge, wie die kosmische Bombe Berge versetzte. Das Geotop Glaubenberg belegt, welches Chaos der Einschlag in die über Jahrmillionen gebildete Erdgeschichte verursachte. Im Geotop Klosterberg begegnet man Zeugnissen des kristallinen Grundgebirges. Riffe sind der Erlebnishöhepunkt im Geotop Kühstein. Das Geotop Kalvarienberg Donauwörth- Wörnitzstein belegt die ungeheuren Kräfte, mit der riesige Gesteinstrümmer versetzt wurden. www.geopark-ries.de galt der Träger als unverheiratet. Die Rieser Bauerntorte mit Apfelmus, gut 60 cm im Durchmesser, die Rieser Gans, Rieser Küchle oder Rieser Hochzeitssuppe gehören zu den kulinarischen Spezialitäten. Kein Wunder, dass die klimatischen Vorzüge schon zu römischen Zeiten galt das Ries als Kornkammer heute als „schlagende“ Argumente gegen die kulinarische Austauschbarkeit und geschmackliche Gleichmacherei gefördert werden. Die Kampagne „Geopark Ries kulinarisch“ vereint regionale Produzenten und Gastronomen in dem Bemühen, alte Gemüse- und Obstsorten wieder anzubauen und in die Kochtöpfe und auf die Speisekarten zu bringen. Das Besondere auf dem Teller die Idee dürfte beim Wanderpublikum viel Anklang finden. (ms) www.wandermagazin.de