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Die Rhön – Wandermagazin 204

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Die Rhön – offen, wild, gelassen. Aus rau und schön wird Rhön – das Mittelgebirge im Dreiländereck von Hessen, Bayern und Thüringen eröffnet wie kein anderes weite Blicke. Eine Entdeckungsreise zu Urwald und Basaltprismen, Begegnungen mit einem Bierbrauer und dem Häuptling Backender Bär, eine Übernachtung im Sternenwagen und ein Bad im Wald. Hier ist für alles Zeit!

REGIOPANORAMA RHÖN

REGIOPANORAMA RHÖN OFFEN, WILD, GELASSEN DIE RHÖN Rau und doch schön. Man könnte meinen, aus dieser Wortsymbiose ist der Name Rhön einst entstanden. Mitten in Deutschland im Dreiländereck von Hessen, Bayern und Thüringen liegt dieses Mittelgebirge, das wie kein anderes solch weite Blicke eröffnet. Und sie hat viele Formen, ob Hohe Rhön, Vordere Rhön, Lange Rhön, Kuppenrhön und das hessische Kegelspiel alle haben ihr ganz eigenes markantes Gesicht. Kaum zu glauben, dass das „Land der offenen Fernen“ im Mittelalter noch von dichten Buchenwäldern überzogen war. So nannten die Mönche die Rhön vor über 1.000 Jahren auch Buchonia. Doch in diesem Reich der Buchen verschwand die Hälfte des Waldes über die Jahrhunderte durch die Bewirtschaftung der Flächen. Entstanden ist eine Landschaft, deren Rhön Zusammenspiel aus Natur- und Kulturlandschaften sogar die UNESCO ausgezeichnet hat das UNESCO- Biosphärenreservat Rhön. Eine europäische Modellregion, in der Mensch und Natur im Einklang miteinander leben. So wird z. B. das Hochplateau der Rhön ökologisch verträglich durch die Beweidung mit Rhönschafen und Ziegen offen gehalten. Neben diesen Pflegezonen besteht das Biosphärenreservat in seinen Kernzonen aus wilder Natur, wo die Natur für sich bleibt. Ein bisschen scheint die Zeit in der Rhön still zu stehen, wenn man sieht, wie Traditionen und die Heimat gepflegt werden. Schon früher galten die Rhöner als besonders offen und gastfreundlich, weshalb sich im 19. Jh. der Rhönklub gründete, um den Menschen diese raue Schönheit mit ihren weiten Blicken zu erschließen. Schon damals ist ein Wanderwegenetz entstanden, das die ganze Rhön durchdringt, zusammen mit Hütten und Aussichtstürmen. Zu den Wegen des Rhönklubs sind noch viele weitere hinzugekommen, wie die Lehrpfade, die zu den geologischen Schätzen führen, oder die 27 Rundwege der Extratouren, die allesamt Tagestouren sind. Die ganze Rhön kann man auf dem Hochrhöner erwandern. Dieser Fernwanderweg ist ein Premiumweg und besucht auf seinen 180 km zwischen Bad Kissingen und Bad Salzungen die schönsten Orte der Rhön, wie das Rote und das Schwarze Moor, den Ibengarten sowie die höchsten Berge wie Kreuzberg, Wasserkuppe und Milseburg. INFO: www.rhoen.de TEXT: SABINE PRIES DIE ABTSRODAER KUPPE © ARNULF MÜLLER 8 WANDERMAGAZIN Herbst 2019

IN EINEM LAND VOR UNSERER ZEIT WILDE MITTE BIOSPHÄRE ENTSPANNT GENIESSEN Vulkanische Kuppe und Kapelle auf der Milseburg © Arnulf Müller Wald am Gangolfsberg © Wandermagazin, S. Pries Wolken auf dem Simmelsberg © Wandermagazin, S. Pries Um die Rhön zu verstehen, muss man weit zurück in die Zeit reisen, denn der Vulkanismus hat der Rhön ihr markantes Gesicht verliehen. Immer wieder begegnet einem insbesondere auf den felsigen Kuppen der Rhön ihr vulkanisches Erbe. Der Ursprung der Phonolith-Felsen, Blockschutthalden und kunstvollen Gesteinsprismen liegt 30 Millionen Jahren zurück, als sich die Alpen auffalteten. Das hatte auch Auswirkungen auf die Rhön, in der die Erde zu brodeln und zu beben begann. Die Spuren des Rhöner Vulkanismus kann man heute bestaunen. Über die Jahrhunderte wurden die vulkanischen Gesteine freigelegt. Das geschah nicht nur auf den Rhöner Bergen, wie der Wasserkuppe, der Milseburg, der Abtsrodaer Kuppe oder dem Pferdskopf mit ihren felsigen Kuppen. Auch im Wald stößt man auf das vulkanische Erbe, mal kunstvolle sortierte Basaltprismenwände, mal wild verstreute Blockhalden. Auf der 3 km langen Extratour Milseburg kann man gleich mehrere der eindrucksvollen Felsdenkmäler auf einer Tour entdecken. Angefangen mit der legendären Milseburg, auf der angeblich der heilige Gangolf den Riesen Mils, der mit dem Teufel im Bunde stand, unter einem Berg Steine begraben haben soll. Ein archäologischer Lehrpfad erläutert die Besiedlungsgeschichte der Milseburg, auf der sich einst ein keltisches Oppidum befand. Noch weit vor dem Vulkanismus, vor 250 Millionen Jahren, hinterließen die Dinosaurier ihre Spuren in der Rhön. Unwissentlich mit einem Fußabdruck erschufen sie eines der schönsten Geotope Bayerns in Euerdorf. Unberührte Natur und traditionelle Kulturlandschaft bilden in der Rhön eine Einheit. Das sieht auch die UNESCO so und machte die Rhön 1991 zum UNES- CO-Biosphärenreservat. Dabei geht es einerseits um den Schutz der Natur und andererseits um den Mensch als Bestandteil dieser Biosphäre. Der Erhalt biologischer Vielfalt ist ebenso wichtig wie die Pflege von Kulturlandschaften. So schafft das Biosphärenreservat Räume, in der sowohl der Mensch als auch die Natur zu ihrem Recht kommen. Das gelingt mit verschiedenen Zonen: darunter die Kern- und die Pflegezone. Während die Kernzone ganz der Natur gehört, soll die Pflegezone vom Menschen umsichtig genutzt werden, damit die Flächen nicht verbuschen. Das Besondere am UNESCO-Biosphärenreservat Rhön ist sein kleinteiliger Charakter und die dünne Besiedlung. Auch die abgelegene Lage der Rhön während der deutschen Teilung kam dem Erhalt des Naturraums zugute. Aber kleinteilig ist nicht gleich klein. Seit ihrer Gründung ist das Biosphärenreservat stetig gewachsen und hat mittlerweile eine Größe von 243.000 Hektar. Damit ist sie, abgesehen von den Wasserlandschaften Wattenmeer und Elbe, das größte Biosphärenreservat Deutschlands. Entdecken kann man diese wilde und weite Mitte Deutschlands nicht nur beim Wandern. Ob beim Klettern in den Phonolith-Felsen, beim Westernreiten in der Vorderen Rhön, beim Lama-Trekking in Poppenhausen oder beim Paragliden und Fliegen von der Wasserkuppe, das Biosphärenreservat ist ein Spielplatz für Abenteurer. Durchatmen und zur Ruhe kommen kann man in der Rhön besonders gut: Die dünne Besiedlung, traditionelle Landwirtschaft, das besondere Reizklima und entspannte Rhöner helfen dabei. Auch wenn man im „Land der offenen Fernen“ hoch hinaus kann, eignet sich die Rhön besonders gut zum Runterkommen. Sieben Heilbäder und zahlreiche heilklimatische Kurorte, machen die Rhön zu einer heilsamen Gegend. Aber auch für das leibliche Wohl ist gesorgt, denn das Biosphärenreservat pflegt nicht nur die Natur, sondern ganz besonders lokale Produkte. Forellen, Apfelsherry, die Produkte der Rhönschafe, Bier, Schnaps regionale Erzeuger lassen einem die Rhön auf der Zunge zergehen. In der Initiative „Aus der Rhön für die Rhön“ haben sich sowohl Erzeuger als auch Gastwirte zusammengetan, um lokalen Genuss besonders zu fördern. Auch Brauereien und Landwirte stärken mit „Wir sind Rhöner Bier“ regionalen Geschmack. In der Rhön kann man sich auch gleich beim Backen, Brauen oder Schnaps brennen ausprobieren. Ebenfalls ein besonderer Genuss sind die außergewöhnlichen Übernachtungsmöglichkeiten: Schäferwagen, das Strandbad Breitungen mit Bienenwaben und Campingpods, Tipis im Indianerdorf, Heuhotel oder Sternenwagen. Beim nächtlichen Blick vom Bett in die Sterne merken wir, wie klein der Mensch im Vergleich zum Universum doch ist. Im Sternenpark Rhön kann man besonders am Weidberg, an der Wasserkuppe, dem Geba-Berg, dem Roten und dem Schwarzen Moor sowie den Schwarzen Bergen die Himmelsbilder entdeckend ins Träumen geraten. www.wandermagazin.de www.wandermagazin.de 9