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Die Rhön – Wandermagazin 204

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Die Rhön – offen, wild, gelassen. Aus rau und schön wird Rhön – das Mittelgebirge im Dreiländereck von Hessen, Bayern und Thüringen eröffnet wie kein anderes weite Blicke. Eine Entdeckungsreise zu Urwald und Basaltprismen, Begegnungen mit einem Bierbrauer und dem Häuptling Backender Bär, eine Übernachtung im Sternenwagen und ein Bad im Wald. Hier ist für alles Zeit!

REGIOPANORAMA RHÖN Bild

REGIOPANORAMA RHÖN Bild oben: Der Sternenwagen zwischen Wiesen und Weiden ganz in der Nähe der Bernshäuser Kutte Sternenführer Johannes Heyden erklärt Besuchern den Rhöner Sternenhimmel WEG DURCH DIE ZEITEN Um noch mehr über die Erdgeschichte der Rhön zu erfahren, wandere ich in Euerdorf bei Bad Kissingen den „Weg durch die Zeit“. Im Erdzeitalter des Trias vor 250 Millionen Jahren gab es in der Rhön noch keinen einzigen Berg, sondern nur eine flache Ebene mit Flüssen und Seen. Damals lebten hier die Vorläufer der Dinosaurier und hinterließen im weichen Sand ihre Spuren. Um eine solche Spur herum ist in Euerdorf ein kleines Trias Universum entstanden die Terra Triassica mit einem Museum und dem „Weg durch die Zeit“. Der Weg ist insgesamt 7,5 km lang und verdeutlicht mit Infostelen, in welchem Erdzeitalter man sich gerade befindet. Die Dauer der Erdzeitalter werden mit Distanzen veranschaulicht. Seit gerade mal 3,6 Metern gibt es den modernen Menschen, den homo sapiens sapiens. Um die Dino Fußspuren zu erreichen, wandere ich 3,5 Kilometer, das entspricht den 240 Millionen Jahren, die die Saurierspuren alt sind. Erhaben stehen die Fußabdrücke nach oben und ich staune über dieses Denkmal aus der Urzeit. Auf dem „Weg durch die Zeit“ bei Euerdorf geht es zu den Dinosaurierspuren © Bernd Kleinschmidt 100.000 LICHTJAHRE ENTFERNT Die Rhön eröffnet nicht nur Fenster in die Erdgeschichte, sondern auch 100.000 Lichtjahre weit weg zu den Sternen. Denn sie ist seit fünf Jahren auch einer von weltweit zehn Sternenparks, wo es nachts noch wirklich dunkel ist. Das nennt man eine natürliche Nachtlandschaft. Dank der dünnen Besiedlung der Rhön wird der Himmel nicht von den Menschen überstrahlt, wodurch man eine exzellente Sicht zu den Sternen hat. Um die einzelnen Sternenbilder überhaupt zu erkennen, bin ich zu einer Sternenwanderung am Gläserberg in Thüringen verabredet. Passend dazu übernachte ich in einem Sternenwagen, der beim Landhotel „Zur Grünen Kutte“ in Bernshausen in der thüringischen Rhön zwischen Weiden, Wiesen und Wald steht. In diesem galaktisch gestalteten Wagen kann ich direkt vom Bett in den Sternenhimmel blicken, da sich über dem Schlafbereich ein kleines Glasdach befindet. Leider bricht ein heftiges Gewitter los, so dass Sternenführer Johannes Heyden und ich einen neuen Plan brauchen. 12 WANDERMAGAZIN Herbst 2019

Die Stockborn Ranch lädt zum Westernreiten in der Vorderen Rhön LICHTAUFKLÄRUNG UND GROSSER WAGEN Wir fahren zu meinem Sternenwagen und Johannes Heyden klärt mich erstmal über das Licht auf. Er macht mich auf LED Lämpchen im Vorgarten aufmerksam, die für nachtaktive Tiere wie den Igel ganz ungünstig seien. Bisher hatte ich bei Sternenführung nur an Sternenschau gedacht, doch mir wird klar, dass unser menschliches Licht nicht nur die Sicht auf das Universum verdirbt, sondern vor allem Tieren und Pflanzen ihren Biorhythmus. So berät der Sternenpark bei der Vermeidung von Lichtverschmutzung, damit etwa die Straßenbeleuchtung nach unten strahlt und eher gelblich leuchtet. Johannes Heyden zeigt mir, wie er mit seinem Laserpointer bei klarer Sicht die einzelnen Himmelsbilder erklärt. „Ausgangspunkt ist immer der ‚Große Wagen‘. Den kennt eigentlich jeder.“ Regelmäßig veranstaltet der Sternenpark Sternenführungen, bei denen einem das tausende Jahre alte Kulturgut der Beschäftigung mit den Sternenbildern und den dazugehörigen Geschichten erklärt wird. Als wir uns verabschieden und aus dem Sternenwagen treten, reißt plötzlich ein kleines Stück vom Himmel auf und ein Stern blitzt hell hervor. „Jupiter“, sagt Johannes Heyden mit großer Sicherheit. WILD, WILDER, RHÖN Am nächsten Morgen werde ich vom Wiehern der Pferden geweckt. Neben dem Sternenwagen liegt die Stockborn Ranch, auf der Gäste der „Grünen Kutte“ Westernreiten können. Ein bisschen Wilder Westen in der Rhön. Ob ich Lust hätte zu reiten, werde ich von der Chefin des Hauses, Gundi Weininger, gefragt. Dass ich nur Reitanfängerin bin, sei gar kein Problem, auch ungeübte Reiter würden bei ihnen gleich ins Gelände gelassen. Aber da ich ja später noch ins Indianer Hotel aufbreche, verschiebe ich den Wilden Westen auf den Nachmittag. Jetzt will ich zur nahe gelegenen Bernhäuser Kutte wandern, an der sich auch jede Menge Wildnis breit macht. Die Kutte ist ein 45 m tiefer Erdfallsee und ein menschenleeres Idyll. Das unter Schutz gestellte Geotop entstand durch Auslaugungen in der Zechsteinschicht, die sich mit Wasser füllte. Direkt an dem nahezu kreisrunden See entlang führt ein schmaler Pfad. Die Äste hängen über dem Seeufer und bilden einen grünen Vorhang. Bäume liegen kreuz und quer verstreut im Wald, wie gigantische Mikadostäbe. Der Weg windet sich teils steil am Ufer entlang über umgefallene Stämme und riesige Wurzeln. Die Felsen aus Buntsandstein an der Uferböschung sind von Farnen und Gräsern durchzogen. Das schon bekannte Rhöner Urwaldgefühl stellt sich wieder ein. Bild oben: Entlang der Bernshäuser Kutte führt direkt am Wasser ein schmaler Pfad www.wandermagazin.de 13