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Deutschlands Schönste Wanderwege 2022

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Mit Überraschungen kann man nicht rechnen. Gerade deshalb ist es so besonders, auf Wanderwegen Das Geschenk des Unerwarteten zu entdecken: Die Winterausgabe des Wandermagazins führt auf 100 Seiten zu überraschenden Orten mit unbekannten Seiten, die uns staunen lassen. Auch staunen lässt das diesjährige Special Deutschlands Schönste Wanderwege 2022, das der Winterausgabe beiliegt. Auf 114 Seiten mit 6 Übersichtskarten und 62 Tourentipps werden hier Touren und Wege in Deutschland vorgestellt.

Gewinnerwege 2021 |

Gewinnerwege 2021 | Nordpfad Dör‘t Moor Externsteine bei Horn-Bad Meinberg Auf geht‘s im Moor – barfuß natürlich Geniale Idee: Hochsitzbänke Moor zu waten, sollte man unbedingt Folge leisten. Knietief und tiefer sinkt man mit den hochgekrempelten Hosenbeinen in den quatschenden Modder ein. Auf dem terrassenförmigen Holzpodest am Ende kann man sich dann im kleinen Moorsee die Füße waschen, trocknen und darüber sinnieren, was wäre wenn...? Moorleichen hat das Große Moor bis heute nicht preisgegeben. Und dennoch kriecht Gänsehaut bei dem Gedanken über Arme und Beine. Zwei Seen, der große und der kleine Bullensee ziehen die Aufmerksamkeit des Wanderers auf sich. Der Große Bullensee kurz nach Start und dann wieder am Ende der Rundtour ist ein Bade- und Freizeitsee. Der Kleine Bullensee, man erreicht ihn auf dem letzten Viertel der illustren Wanderpartie, steht unter Naturschutz und ist ein Refugium für Wasservögel aller Art. Kanadagänse, Kraniche, Stock- und Knickenten kann man beobachten und vor allen Dingen hören. Libellen flitzen wie kleine Drohnen durch die Schilfgürtel, allenthalben sieht man Fische nach Insekten schnappen. Freilich haben die beiden Seen nichts mit Bullen zu tun. Umgangssprachlich, so vermutet man, entwickelte sich der Name aus dem niederdeutschen Verb „bullern“ oder poltern. Die Namen erinnern an den Aberglauben der Menschen. Im Moor, so glaubte man, da passieren wunderliche Dinge. Erstaunlich genug angesichts der Lage in oder an einem Hochmoor: Beide Seen stehen hydrographisch nicht in Verbindung mit dem Moor und sind eiszeitlichen Ursprunges. GERADEAUS – UND DAS HISTORISCH BEDINGT Viele an Qualitätswanderwege aus dem Mittelgebirgsraum gewohnte Wanderer werden sich über die beiden langen Geradeauspassagen wundern. Die erste, über zwei Kilometer mit Holzschnitzeln bedeckte Passage liegt auf einem alten Knüppeldamm. Bauern der Umgebung haben ihn ins Moor gebaut, um zu ihren Handtorfstichen zu gelangen und vor allen Dingen, um später den getrockneten Torf mit Karren abtransportieren zu können. Mit Torf heizte man einst in den bäuerlichen Katen. Abwechslung bieten Waldpassagen, die wundervolle Erfindung von Hochbänken sorgen für besseren Überblick über die Freiflächen, die in einigen Jahren wieder zu Moor werden sollen sowie ein hölzerner Beobachtungsturm. Die zweite Passage, teils noch auf altem Steinpflaster liegend, diente einst als Handelsroute für Händler und Bauern. Zwischen diesen beiden Tangenten schlängelt sich die 18

Route an Hügelgräbern vorbei, begrenzt mal von Hecken, mal von Wiesenflächen mit zotteligen Rindern, dann wieder durch ein Wäldchen, kurze Heideflächen und erreicht schließlich den historischen Spieker, einen alten Schafsstall mit einer wunderschönen Picknickanlage unter mächtigen Eichen. Kleine und größere Wandergruppen können sich hier von örtlichen Gastronomen ein Picknick unter freiem Himmel servieren lassen. Zeitige Vorbestellung und einen verlässlichen Zeitkorridor für das Eintreffen der Gruppe vorausgesetzt. Eine schöne Idee. LANDSCHAFTLICHE SCHÖNHEIT Dieser Wanderweg gehört zum Wegenetzwerk der Nordpfade und führt den Beweis, dass es auch im flachen Land attraktive Wanderrouten gibt. Eindrucksvoll ist der Wegeabschnitt vor dem Kleinen Bullensee, wenn sich der Wald öffnet und durch eine zauberhafte Heidefläche führt. Zur Heideblüte im August ein wahrer Augenschmaus. Zwischen dem Kleinen und dem Großen Bullensee wartet dann noch einmal eine tolle Passage auf schmalem Pfad durch einen Wald mit einem Bohlenweg und beidseitigem Holzgeländer auf den Wanderer, bevor man den Waldsaum am Großen Bullensee erreicht und dem Ufer bis zum Ausgangspunkt folgt. Oft bieten ja Abkürzungen nicht immer die ganze Dichte attraktiver Höhepunkte entlang der eigentlichen Route. Mit dem „Bodderpad“ (Butterpfad) – er zweigt kurz nach dem hölzernen Aussichtsturm rechts ab und wurde einst von den Bauern aus Kirchwalsede genutzt, um ihre landwirtschaftlichen Produkte zum Rotenburger Markt zu bringen – verkürzt sich die Route nicht nur auf rund 7,5 km, sondern man versäumt auch keine herausragenden landschaftlichen Höhepunkte. Für mich zeigt dieser Nordpfad, wie reizvoll Die Hängeschaukelpassage sorgt für Abwechslung es sein kann, die natürlichen Besonderheiten des platten Landes auf sich wirken zu lassen. Kein Wunder, dass der Pfad durch das Große Moor vom Tipp Deutschen Wanderverband das Zertifikat „Traumtour Wanderbares Deutschland“ erhalten hat. Er zeigt die Besonderheiten eines der wenigen noch intakten Hochmoore Deutschlands mit seinen einzigarten Lebensgemeinschaften. Er nutzt die über Jahrhunderte gewachsenen historischen Verkehrswege und verknüpft kunstfertig Hügelgräber, Knüppeldämme, Torfstiche, eiszeitliche Seen und zwei Schafställe mit dem mystischen Flair eines Regenmoores. Ein eindrucksvoller Wanderweg. Wer schon mal in der Region ist, der sollte sich weitere Nordpfade anschauen. Neben dieser Tour sind vier weitere Nordpfade ebenfalls als „Traumtour – Wanderbares Deutschland“ zertifiziert worden. Dass daraus auch ein besonderes Wandervergnügen wird, liegt an den spielerischen Einlagen der Moorerlebnispassage, den Hochbänken, den vier Themenunterständen, dem Beobachtungsturm, dem Holzschnitzelbelag, den schmackhaften Naherlebnissen wie den Heidelbeeren, den Begegnungen mit langhaarigen Rindern, dem Trompetengeschrei der Kraniche und den herrlichen Weitblicken. 19