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Thüringer Wald – Wandermagazin 191

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Das güne Blatt. Fotograf Dominik Ketz zeigt uns überraschende Ansichten eines der schönsten Waldgebirge Deutschlands – voller Anregungen, Wanderideen und herausragender Sehenswürdigkeiten.

REGIOPANORAMA |

REGIOPANORAMA | Thüringer Wald „In seiner einzigen und köstlichen Schönheit gleicht er (der Rennsteig) der seidenen Schnur, auf welcher eine Menge prächtiger Perlen, große und kleine, aneinander gereiht sind ...“ (Ludwig Storch, 1842) Der weltweit einzige denkmalgeschützte Wanderweg folgt der denkbar höchsten Kammlinie von Thüringer Wald und Thüringischem Schiefergebirge und führt durch drei Nationale Naturlandschaften. Schweigende Fichtenwände, heimliche Waldwiesen, dann und wann ein Blick in die grüne Tiefe, in die blaue Ferne zu ihren Füßen. Der Rennsteig eine großartige Kammwanderung Kinder der Stille und Einsamkeit Oben: Wanderer auf dem Rennsteig zwischen Schmücke und Borstenplatz Großes Bild: Rennsteighaus an der Neuen Ausspanne Kleine Bilder von oben nach unten: Rast mitten im Wald bei Schmiedefeld am Rennsteig Neue Schutzhütte und Sitzgruppe an der Alten Tränke Neuer Aussichtsturm „Krämerod“ Alle Fotos: Dominik Ketz Heerweg oder Handelsstraße, Kundschafterspur oder Grenzpfad, Rennweg oder Höhenpfad die Wurzeln des Rennsteigs liegen trotz der ersten urkundlichen Erwähnungen aus 1330 (Rynnestig) und 1546 (Rensteig) letztlich im Dunkeln. Macht nichts. Der ungeheuren Anziehungskraft dieses Prachtstücks von Kammwanderweg tut das keinerlei Abbruch. Denn, so schreibt Ludwig Storch sichtlich bewegt von seiner Rennsteigwanderung: „... dass alle großen und schönen Gedanken und Gefühle nur Kinder der natürlichen Stille und Einsamkeit sind ...“ Franken und Thüringen Fakt ist, dass der Rennsteig im Mittelalter die Grenzen des Herzogtums Franken und der Landgrafschaft Thüringen markierte, auch die späteren Grenzziehungen kleinerer und größerer Fürstentümer und Herrschaften. Das belegen rund 1.300 historische Grenzsteine, die seit dem 16. Jh. entlang des Rennsteigs gesetzt wurden. Besondere Aufmerksamkeit verdienen jene zehn Dreiherrensteine, die sich direkt am Rennsteig befinden und mit kunstvoll herausgearbeiteten Wappen eine Augenweide darstellen. So ist der Rennsteig zwar immer noch zu einem kleinen Teil eine politische Grenze (Thüringen und Bayern), geblieben ist aber die Kultur-, Sprach- und Religionsgrenze der vergangenen Jahrhunderte. Hier hessisches Idiom und fränkisch-bayerischer Dialekt, dort thüringisches Sprachgut, samt gewachsener Architektur, Koch- und Brauchtumskultur. Alleine dieser Umstand hebt den Rennsteig in Sachen Entdeckungsvielfalt über nahezu jeden anderen Weitwanderweg hervor. Gipfel und Geschichte Der Thüringer Wald war Glasbläserwald, Wald der Köhler und Harzsammler, Montanwald, Goldgräberwald oder Kräuterwald. Die Gewinnung und Nutzung von Rohstoffen wie Erz, Holz und Wasser hat den Thüringer Wald, seine Menschen, Dörfer, die Lebensweisen und das Brauchtum geprägt. Dem Mythos Thüringer Wald fügen die über Jahrhunderte gewachsenen Besonderheiten der Täler, Bergregionen und Orte höchst unterschiedliche, immer aber staunenswerte Wendungen, Sagen und Erzählungen an. Bis knapp unter die 1.000-Meter-Marke recken drei der bekanntesten Berge ihre Gipfel in den Thüringer Himmel. Großer Beerberg (983 m), Schneekopf (978 m) und Großer Finsterberg (944 m) kratzen förmlich am Tausender. Es ist allerdings das Privileg des Großen Inselsberges (916,5 m) über Tabarz, den Renn-

steigwanderer erstmals zwischen Hörschel und Blankenstein auf die Konditionsprobe zu stellen. Der Rennsteig nimmt direkt Maß auf ihn und gewährt traumhafte Ausblicke und eine urige Einkehr. Jeder Meter des Rennsteigs erzählt Geschichte, davon künden die ungezählten Informationstafeln, Gedenksteine, Steinkreuze und Forststeine. Der Erzählstrom ist ergiebig und schenkt, wo immer die Lust dazu besteht, beste Gelegenheiten für gedankliche Abstecher. Beliebt, bewandert und modern Es ist kein Wunder, dass der 169,3 km lange Rennsteig seit der Wiedervereinigung 1990 zu den meistbegangenen Wanderwegen der Deutschen gehört. Dem charakteristischen Markierungssymbol des weißen „R“ kann man sich getrost auch ohne Wanderkarte anvertrauen. Mit einem finanziellen Kraftakt von über 15 Millionen Euro wurde der Rennsteig in den letzten Jahren erheblich modernisiert. Dazu zählt der Bau von neuen Schutzhütten, Sitzgruppen, Parkplätzen, sechs Rennsteighäusern (mit ganzjährig nutzbaren, barrierefreien Sanitär- und Duschanlagen, Aufenthaltsräumen und E-Bike-Ladestationen), vier neuen Aussichtstürmen und die Entwicklung und Markierung von 44 „Rennsteig-Leitern“, das sind Wanderpfade, die links und rechts des Leitwanderweges zu markanten und besonders lohnenswerten Zielpunkten abseits der Hauptroute führen. Zahlreiche überregionale Wanderwege wie der Rhön-Rennsteig- Weg, der Kammweg oder der Frankenweg binden an den Höhenweg an. Die Webseite des Regionalverbundes Thüringer Wald (s. rechts) ist perfekt aufbereitet für alle Suchideen. Von der besten Tagesetappe mit Rückkehrmöglichkeit per Bus und Bahn, von Wandern-ohne-Gepäck, Stammquartieren mit Hol- und Bringdiensten für Rennsteigfans bis zur ausführlichen Vorinformation jeder einzelnen (von insgesamt 4, 6 bzw. 8) Tagesetappe mit Einkehr- und Übernachtungstipps, hier finden sich alle erdenklichen Informationen. Der Rennsteig ist ein Muss! (ms) TIPP Rennsteig für Genießer Man kann ihn in 4, 6 oder 8 Etappen bewandern. Die genussvollste Variante ist die Realisierung in acht Tagesetappen. Das sieht dann so aus: 1. Etappe von Hörschel nach Ascherbrück (19 km) 2. Etappe von Ascherbrück bis Ebertswiese (25,7 km) 3. Etappe von Ebertswiese bis zum Grenzadler (17,2 km) 4. Etappe vom Grenzadler bis Allzunah (19,8 km) 5. Etappe von Allzunah bis Friedrichshöhe (24,6 km) 6. Etappe von Friedrichshöhe bis Spechtsbrunn (22,6 km) 7. Etappe von Spechtsbrunn bis Brennersgrün (19,2 km) 8. Etappe von Brennersgrün bis Blankenstein (21 km) Unter der Servicenummer 03682/4 77 69-20 kann sich jeder ganz persönlich beraten lassen und sowohl die Streckenlängen als auch die Übernachtungen bzw. die Zahl der Etappen nach eigenen Vorstellungen, verfügbarer Zeit und Kondition variieren. INFO Regionalverbund Thüringer Wald e.V. Servicetelefon: 03682/4 77 69-20 service@thueringer-wald.com www.thueringer-wald.com www.wandermagazin.de