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Sauerland – Wandermagazin 190

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Land der 1.000 Dörfer. Anheimelnde Fachwerkidylle, gelebte Gastfreundschaft und eine zum Wandern geschaffene Landschaft. Das Sauerland macht einfach süchtig.

REGIOPANORAMA |

REGIOPANORAMA | Sauerland-Wanderdörfer Als ich Klaus-Peter Kappest, Naturfotograf aus dem Sauerland und liebenswerter Naturbursche, fragte, was ihm am Sauerland besonders gefalle, kam es wie aus der Pistole geschossen: „Die Dörfer und Weiler natürlich! Schau‘ Dir die Dörfer einer Region an und Du verstehst die Landschaft.“ Ich ließ meine Besuche im Sauerland Revue passieren: Wie wahr! Während anderswo mit wachsendem Wohlstand erst hässliche Eternitfassaden die regionstypische Architektur verdeckten und nachfolgend Neubauten im Baumarktstil das gewachsene Gesicht regionaler Identität überformten, kehrten bei den sauerländischen Wanderdörfern technischer Fortschritt und Wohlstand ein, ohne der anheimelnden Fachwerkidylle das Profil zu nehmen. Echt authentisch: Dorfidylle, Natursinfonie, Hüttenromantik, Wanderglück Land der 1000 Dörfer Aussicht mit Ranger in Lennestadt und Kirchhundem Blick auf den Diemelsee Die Sehnsucht des modernen Menschen nach Natur ist gewachsen. Der aberwitzig rasche Rhythmus des „Neuen“ im Beruf und im Alltag, der zunehmende Verlust an gelebter oder mindestens gefühlter Gegenwart, der schneller werdende Takt von Reiz und Reaktion befördert die Suche nach physischen Orten des Innehaltens, nach lesbaren Landschaften, nach ganz einfachen analogen Erlebnissen. Das Gespräch mit einem Waldarbeiter, die Begegnung mit einem Bauern, die Musik des Windes, der einen maigrünen Laubwald streichelt, oder die Stillegeräusche einer Bergwiese in den Nachmittagsstunden. Naturkraft Natur, das ist der Kreislauf von Werden, Wachsen und Vergehen. Wie einfach oder? Wie anspruchsvoll gestaltet der moderne Mensch hingegen sein Leben. Die Verführung, immer mehr in den Tag zu packen und stets mit einem Bein an das Morgen, den nächsten Monat, das nächste Wirtschaftsjahr, die kommende Tagung etc. zu denken, ist immens groß. Verloren geht indes die Wahrnehmung des Hier und Jetzt. Da scheint das Vorhaben, eine Anleihe an den natürlichen Prozessen einer Natur- und Kulturlandschaft wie den Sauerland-Wanderdörfern zu nehmen, höchst sinnvoll. Naturkraft spüren und für eine Weile, einen Tag, eine Woche oder mehr sich eins fühlen mit dem ewigen Kreislauf eines naturkräftigen Waldgebirges. Ob in der Region zwischen Olsberg, Brilon, Willingen und Diemelsee, wo die Berge des Hochsauerlandes wie eine Herde schlafender Elefanten ausschauen, der faszinierenden Wanderwelt von Winterberg, Medebach und Hallenberg mit erstaunlichem Höhenpanorama oder dem gewaltigen Dörfer-, Wälder- und Felderteppich zwischen Eslohe, Schmallenberg, Lennestadt und Kirchhundem das Land steckt mit seiner authentischen Gelassenheit an. Man darf, man sollte sich anstecken lassen. Stille Stille ist keinesfalls Geräuschlosigkeit. Im Gegenteil, das Gefühl von Ruhe und natürlicher Stille tritt bereits ein, wenn der Wind durch die Äste eines Fichtenwaldes fährt oder das Blätterdach eines Hallenbuchenwal-

des leise rauscht. Selbst das vielstimmige Gesumme, Zirpen und Brummen munterer Insekten, Käfer und Schmetterlinge in einer der sehenswerten Hochheiden empfindet der ruhesuchende Mensch trotz gemessener 20 bis 30 Dezibel als natürliche Stille. Stille lässt sich auch dann fühlen, wenn der Blick etwa von der Hunau, dem Kahlen Asten, der Ziegenhelle oder den Bruchhauser Steinen bei Olsberg auf das wie im Miniaturpark vor ihm ausgebreitete Dörfermosaik blickt. Jede Perspektive, eingerahmt von grünem Wald- und Wiesenpelz, verströmt Ruhe, atmet Stille. Jenes Sinneserlebnis, das im Alltag im schrillen Lärmgetümmel des Straßenverkehrs, dem unentwegten Piepen, Klingeln, Bohren und Hämmern städtischer Kulissen nicht mehr eintreten darf. Hören, wie Natur wächst und vergeht. In einer Welt der Unruhe bietet die Region Hilfestellung in der Erlangung einer neuen alten Meisterschaft. Nämlich der Kunst, die Unruhe zu beherrschen. Licht Licht ist neben Wasser eines der unverzichtbaren Lebenselixiere. Licht wirft den Motor der Photosynthese an, der für grüne Wiesen und Wälder, duftenden Humus und saftige Blätter und Nadeln verantwortlich ist. Für Klaus-Peter Kappest, der sich selbst als Lichtmaler bezeichnet, verwandelt Licht die Sauerland-Wanderdörfer in immer neue, oft nur wenige Sekunden sichtbare Landschaftsgemälde. Es ist schon beeindruckend, wenn die warmen, orange-gelben Strahlen der aufgehenden Sonne erst die tief gestaffelten Bergrücken im Land der 1000 Berge erfassen und nur zö- Krenkeltal und Goldener Zapfen Lennestadt und Kirchundem www.wandermagazin.de